Wir hatten Anfang Januar das erste Mal telefoniert. Es war nicht meine Idee gewesen. Ich war so aufgeregt, redete vermutlich viel zu viel und genau das Falsche. Wir wussten beide nicht so genau, wie wir damit umgehen sollten. Ich war verschlossen, obwohl ich es doch irgendwie wollte. Ich war zu fordernd, zu ungeduldig, zu zurückhaltend, zu schüchtern. Wir redeten lange, fast eine Stunde, und zum Abschied blieben wir vage. Alles in der Schwebe.
Ich verdrängte das Gespräch, analysierte es, verwarf Ideen, Gefühle, Pläne. Ich weiß nicht mehr, wie viele Mails ich anfing, bis ich die Fassung hatte, die ich dann endlich abschickte. Und dann warten…es machte mich plötzlich verrückt. Ich kontrollierte mein Postfach im Minutentakt, versuchte, mich abzulenken, Hoffnungen zu ersticken…
Die Antwort, die kam, war….unverbindlich. Ich hatte, wie beim ersten Telefonat, wieder nur Stuss von mir gegeben, alles zu offen formuliert; der Empfänger war nicht schlau daraus geworden. Ich schrieb wieder ein paar Mails, die ich alle nicht abschickte, vertrödelte eine ganze Woche und rief dann einfach an.
Ein eiskalter Januartag. Ich hatte kaum geschlafen, wusste nicht, was ich anziehen sollte, hatte niemanden, dem ich davon erzählen konnte.
Viel zu früh losgefahren, viel zu schnell einen Parkplatz gefunden, viel zu lange in der Kälte vor dem Café gewartet. Das Literaturcafé, in der Innenstadt. Ehrfürchtig stand ich draußen und stellte mir vor, dass all die Menschen, die hier in wichtige Gespräche vertieft schienen, gerade große Projekte besprechen.
Endlich elf Uhr, endlich soweit, endlich persönlich gegenüber stehen! Sie kommt mit dem Rad, strahlend, sympathisch. Das Gesicht passt zur Stimme, ich bin erleichtert, fühle mich sofort wohl. Sie ist auch Italienerin, das macht es einfacher, die Chemie stimmt; zumindest für mich. Die Espressomaschine im Café ist defekt, wir lachen, trinken Saft und fangen an zu reden. Endlos, über alles Mögliche.
Sie zerstreut meine Bedenken und nimmt mir die Angst. Ich habe das noch nie gemacht, aber meine Lust darauf ist unbeschreiblich groß. Sie drängelt nicht, sie weiß, wenn ich es wirklich will, dann tue ich es auch, wenn nicht, dann eben nicht.
Die Nachricht, dass es endlich Kaffee gibt, unterbricht unseren Redefluss. Sie wird ein bisschen ernst, aber die letzten Minuten höre ich schon nicht mehr zu. Normseiten, mindestens 250 davon, aber nicht mehr als 300 Seiten, all das rauscht an mir vorbei. Die Euphorie, die mich gepackt hat, lässt mein Blut in den Ohren rauschen. Die Verabschiedung, mir fehlt jede Erinnerung daran. Nie hätte ich gedacht, dass das mal jemand von mir will. Ein bisschen Angst habe ich immer noch, aber ich werde es tun. Ich werde schreiben.
Ich freu mich drauf und werde jede Zeile lesen. Ich weiß jetzt schon, dass sie es wert sein werden. Tanti Auguri!
LikeLike
Liebe Chiara
… und was sag ich dir schon lange? Du sollst schreiben! Dein Artikel ist einfach grandios. Ich freue mich riesig für Dich. Schreib, schreib, schreib, schreib einfach. Kannst Du!
LikeLike
Super, Danke, schöne Sätze und spannend. Ich freue mich mit auf mehr und wünsche dir viel Kraft und Ausdauer.
LikeLike