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Landwein

Gestern habe ich Rotwein getrunken. Das ist an sich nicht weiter erwähnenswert, ich trinke ständig Rotwein. Ich wusste gar nicht mehr, wo die Flasche herkam. Es war ein französischer Wein. Literflasche. Mit Schraubverschluss. Landwein. Vermutlich Plörre. Keine großartigen Angaben auf dem Etikett. Ich gebe zu, ich habe kurz gezögert, bevor ich ihn aufgemacht habe. Die Farbe: blass. Ich mag keine Weine, durch die man durchsehen kann, ich mag die dunklen, schweren Weine, die fast wie dickes schwarzes Blut aussehen. Ich habe vorsichtig daran gerochen. Ein Wirrwarr an Aromen schlug mir aus dem Glas entgegen. Dann, ein vorsichtiger erster Schluck, während ich eigentlich schon überlegte, welchen „echten“ Wein ich mir aus dem Keller hole. Aber irgendetwas an dem Geschmack löste eine ganz entfernte Assoziation bei mir aus. Ich nahm das Glas mit auf die Terrasse, nippte ein paar Mal daran und schloss dann die Augen. Gerade noch war es kühl, aber plötzlich fühlte ich die Sonne auf meiner Haut, sah weite Felder, mit Sonnenblumen, Lavendel und Weizen. Und ich ließ mich in dieses Bild fallen, war plötzlich in der Provence, stellte mir den Bauern vor, der diesen Wein gemacht hatte. Der vielleicht wußte, dass das nie ein großer Jahrgang werden würde, aber der sich bemühte, das, was sein Feld und seine Reben hergeben, so gut wie möglich zu nutzen. Ich sah ihn vor mir, wie er abends vom Feld heimkam, die schweren Stiefel abstreifte, sich ein Glas von diesem Wein einschenkte, eine Gauloise dazu anbrannte und in den Sonnenuntergang blickte. Und wie er sich daran freute, dass es sein Wein war, sein eigener Wein. Den er die nächsten Jahre immer besser machen würde, so lange, bis er zufrieden damit war. Und in Gedanken lächelte ich ihn an, sagte „salute“ zu ihm und freute mich mit ihm darauf.

Feld

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