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Landwein

Gestern habe ich Rotwein getrunken. Das ist an sich nicht weiter erwähnenswert, ich trinke ständig Rotwein. Ich wusste gar nicht mehr, wo die Flasche herkam. Es war ein französischer Wein. Literflasche. Mit Schraubverschluss. Landwein. Vermutlich Plörre. Keine großartigen Angaben auf dem Etikett. Ich gebe zu, ich habe kurz gezögert, bevor ich ihn aufgemacht habe. Die Farbe: blass. Ich mag keine Weine, durch die man durchsehen kann, ich mag die dunklen, schweren Weine, die fast wie dickes schwarzes Blut aussehen. Ich habe vorsichtig daran gerochen. Ein Wirrwarr an Aromen schlug mir aus dem Glas entgegen. Dann, ein vorsichtiger erster Schluck, während ich eigentlich schon überlegte, welchen „echten“ Wein ich mir aus dem Keller hole. Aber irgendetwas an dem Geschmack löste eine ganz entfernte Assoziation bei mir aus. Ich nahm das Glas mit auf die Terrasse, nippte ein paar Mal daran und schloss dann die Augen. Gerade noch war es kühl, aber plötzlich fühlte ich die Sonne auf meiner Haut, sah weite Felder, mit Sonnenblumen, Lavendel und Weizen. Und ich ließ mich in dieses Bild fallen, war plötzlich in der Provence, stellte mir den Bauern vor, der diesen Wein gemacht hatte. Der vielleicht wußte, dass das nie ein großer Jahrgang werden würde, aber der sich bemühte, das, was sein Feld und seine Reben hergeben, so gut wie möglich zu nutzen. Ich sah ihn vor mir, wie er abends vom Feld heimkam, die schweren Stiefel abstreifte, sich ein Glas von diesem Wein einschenkte, eine Gauloise dazu anbrannte und in den Sonnenuntergang blickte. Und wie er sich daran freute, dass es sein Wein war, sein eigener Wein. Den er die nächsten Jahre immer besser machen würde, so lange, bis er zufrieden damit war. Und in Gedanken lächelte ich ihn an, sagte „salute“ zu ihm und freute mich mit ihm darauf.

Feld

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Bevor ich dazu komme, wie ich meinen Fetisch auslebe, will ich kurz schildern, was mir wichtig ist. Ich mag es, wenn es sich leicht einführen läßt, ohne gleich in Arbeit auszuarten. Denn das garantiert auch das leichte Herausgleiten, bevor sich der Genuss ergießen kann. Auch darf er nicht zu hart sein. Zu hart ist schlecht, denn dann bleibt er zu gerne in der engen „Röhre“ stecken und das kann sogar manchmal richtig weh tun. Aber warum Fetisch? Ganz einfach, zum einen sammle ich gerne, das ist eine Art Befriedigung, und ich mache Dinge gerne richtig, das erhöht für mich den Genuss.
Eigentlich gibt es nur eine einzige Art von Korkenziehern, die man verwenden sollte. Nämlich das sogenannte „Kellnerbesteck“. Warum? Ganz einfach. Es verfügt über ein kleines, ausklappbares Messer, mit dem man die Schutzkappe des Korkens sauber entfernen kann. Sicher, manche Weinflaschen haben dazu eine kleine Lasche, mit der man die Hülle entfernen kann, aber oft trennen die nicht sauber genug. Und das letzte, was passieren darf, ist, dass der Wein beim Einschenken über ein Stück der noch abstehenden Hülle fließt. Also klappt man das Messer aus, setzt einen sauberen Schnitt um den Flaschenhals und fertig. Der Hebelmechanismus des Kellnerbestecks garantiert dann beim Entkorken, dass man ohne viel Kraft vorgehen kann. Das ist ebenfalls wichtig, denn der normale Korkenzieher erfordert Kraft. Jeder kennt das Bild, die Flasche irgendwie zwischen Körperteile geklemmt und dann mit aller Gewalt den Korken herausgerissen. Dabei wird der Wein durchgeschüttelt, und das mag er nicht so gerne. Dazu läuft man Gefahr, die Spindel zu weit hineingedreht zu haben, dann bröselt Kork in den Wein, oder zu wenig tief, dann reißt er unter Umständen ab.
Kellnerbestecke gibt es in allen Varianten, mein Favorit ist seit Jahren das Kellnerbesteck von WMF. Es ist schön schwer, schafft auch recht festsitzende Korken, das Messer ist gut zu bedienen und mit gefällt das schlichte, aber massive Design. Er ist mit um die fünfzig Euro nicht ganz billig, aber jeden Cent wert. Fast jedes Kellnerbesteck verfügt auch noch über einen Kapselheber. Bei vielen funktioniert der aber eher schlecht, beim WMF jedoch absolut perfekt.

Hier ein Bild von meinem Favoriten:

WMF

Die Alternative zum Kellnerbesteck:

Eigentlich keine. Jedoch, es gibt Korken, die sind hart wie Stein. Bei denen kann selbst das stabilste Kellnerbesteck an seine Grenzen kommen, dann reicht der Hebel nicht mehr aus, um den Korken leicht und ohne Beschädigung herauszubekommen. In diesen seltenen Fällen kommt diese Variante zum Einsatz:

Hebel

Die beiden Hebelarme ziehen jeden Korken sicher heraus. Das einzige, worauf man beim Kauf achten muss, ist, dass die Spindel eine gerade Spitze hat. Eine gebogene Spindel muss man leicht schräg ansetzen, um sie dann nach der ersten Drehung senkrecht weiter bewegen zu können. Bei diesem Modell geht das nicht, da der Ring eben auf den Flaschenhals gesetzt wird. Ist die Spindel-Spitze gebogen, neigen steinharte Korken dazu, zu zerbröckeln. Bei einer senkrechten Spitze passiert das nicht. Diese Variante ist übrigens auch optimal für die sehr festsitzenden Korken in Schaumwein, z.B. Proseccoflaschen, bei denen das Kellnerbesteck meist auch zu schwach ist.

Hier noch ein paar Beispiele aus meiner Korkenziehersammlung, alles Modelle, die ich nicht wirklich benutze, aber eben sammle.

Ein Erbstück, durch die Schutzkappe auch gut für unterwegs geeignet:

Erbstück

Aus massivem Silber. Leider mit hässlichen Gummiringen, als Verschluss der Flasche gedacht, was natürlich völliger Unsinn ist:

Das Showgerät, sorgt für den Aha-Effekt am Tisch, da fast vollautomatisch die Spindel mit dem großen Griff „eingedreht“ wird und im Gegenzug der Korken herauskommt und im letzten Schritt von der Spindel gestreift wird:

Show

Wenn ihr mal in Italien in der Nähe des bezaubernden Ortes Barolo unterwegs seid (ja, da kommt auch der gleichnamige Wein her), empfehle ich einen Besuch im dortigen Korkenziehermuseum:

Museum

Sodann, Zeit, eine gute Flasche zu entkorken und ein Glas zu genießen. Salute!

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Bevor ich meine erste Restaurant-Rezension hier im Blog schreibe, vorneweg, die werden alle nicht so detailliert ausfallen, wie man das vielleicht tun sollte. Aber, ich bin keine Restaurantkritikerin. Ich gehe essen, weil ich es liebe, nicht um nur für eine Rezension die ganze Speisekarte durchzuarbeiten.

Beginnen möchte ich mit dem „Casal San Sergio“ in der Nähe von Fossombrone, in den Marken, im Hinterland von Fano.

Entdeckt habe ich es zufällig, an einem dieser Sonntage, an dem ich zum Schrecken aller anderen gegen 11.00 Uhr beschließe, den aperitivo ausfallen zu lassen, um auf die Suche nach einem neuen Restaurant zu gehen. Meine Freunde hassen und lieben diese Vorhaben zugleich. Hassen, weil es passieren kann, dass ich auch nach drei Stunden sofort wieder aus dem x-ten Lokal gehe, weil mir etwas nicht gefällt, während alle schon fast am Verhungern sind. Lieben, weil ich ein untrügliches Gespür dafür habe, selbst in der verlassensten Gegend noch eine Perle von Restaurant aufzutun.

Die kritische Grenze in Italien ist ca. 13.30 Uhr. Bis dahin sollte man wissen, wo man isst, denn ein vernünftiges Mittagessen benötigt nun mal mindestens zwei, eher knapp drei Stunden – und dann wird es einfach zu spät.

An diesem Sonntag ging die Uhr schon auf Richtung zwei Uhr zu, wir waren bestimmt schon an die hundert Kilometer kreuz und quer durch die Hügel gefahren, hatten bei zwei Restaurants nicht mal das Auto verlassen, eins hatte geschlossen, eins, das ich von früher kannte, war abgerissen worden und eins war beim Betreten wegen der dreisprachigen Speisekarte sofort durchs Raster gefallen.

Dann, wie gesagt, es war fast schon zu spät und die Ersten von uns sahen sich schon an einem Piadina-Stand notdürftig eine minderwertige Stärkung einnehmen, sah ich aus dem Augenwinkel ein Schild. Ich trat voll auf die Bremse, knallte den Rückwärtsgang rein und las irgendwas mit „Rocca“. Nun sind Schilder in Italien eine Wissenschaft für sich. Sie zeigen in alle möglichen Richtungen, sagen dir was von 4 km und nach 2 km kommt das nächste Schild, auf dem es zum gleichen Ziel plötzlich noch 6 km sein sollen. Restaurantschilder werden gerne irgendwo aufgestellt, dann aber nicht konsequent bis zum Ziel fortgesetzt und Entfernungsangaben stehen meist eh nicht drauf. Kurz, Restaurantschildern folge ich normalerweise nie. Diesmal schon, die Verzweiflung war bereits groß genug. Und so traute ich meinen Augen kaum, als nach einem Kilometer bereits tatsächlich das Ziel erreicht war. Zwar, wie sich später herausstellte, nicht das Lokal, auf das das Schild hingewiesen hatte, aber egal. Wir bekamen Essen.

Bevor ich der Übersichtlichkeit halber für dieses Lokal einen eigenen Blogabschnitt eröffne, ein paar grundsätzliche Dinge, zum Essen in Italien, die es vielleicht vereinfachen, das Essen besser genießen zu können.

Beim Betreten:

Es ist unüblich, sich seinen Platz selber zu suchen. Einfach warten, bis ein Kellner kommt, der euch einen Tisch vorschlägt. Diesen muss man natürlich nicht sofort akzeptieren. Ein kurzes Zögern und dabei den Wunschtisch ins Auge fassen, genügt fast immer.

Italiener essen VIEL:

Ja, aaaber, nicht immer. Nur weil im Reiseführer steht, dass ein vernünftiges Menü aus einer großen Nudelvorspeise gefolgt von einem Hauptgang und davor am besten noch ein paar antipasti besteht, erwartet niemand, dass man mehr isst, als man kann. Es ist absolut üblich, sich z.B. ein Nudelgericht zu zweit als Vorspeise zu teilen. Oder auch das Hauptgericht, oder auch nur aus der Rubrik Vorspeisen etwas auszuwählen. Kein Stress, da meckert niemand.

Die Weinkarte:

Du bist Weinkenner und möchtest gerne gute Weine probieren. Ja, mach das. Auf dem Weingut um die Ecke. Im Lokal ignoriere ich die Weinkarte prinzipiell. Man bestellt 1/4 (quarto) oder 1/2 (mezzo). Diese offenen Weine sind vom Weinbauern in der Nähe, ehrlich, gut und entsprechend preisgünstig. Im Fischlokal nimmt man entsprechend Weißwein, hier wird die Frage kommen „frizzante oder fermo“ (leicht mit Kohlensäure versetzt oder still).

Die Flasche Wasser zum Essen ist obligatorisch, es wird auch nicht lange gefragt, ob man eine möchte, sondern nur, wie man sie haben will – still oder sprudelnd (naturale oder frizzante).

Und in der Pizzeria?

Die gute Pizzeria auf dem Land wird nur abends Pizza anbieten, da der Steinofen nicht zweimal am Tag angeschürt wird. Zur Pizza trinkt man in Italien übrigens Bier, Rotwein dazu ist eine Deutsche Erfindung und in Italien absolut unüblich. Bier bekommt man (zu horrenden Preisen) in drei Größen: klein (piccola) 0,2 Liter, mittel (media) 0,4 Liter oder, aber bitte nur, wenn man zu mehreren ist, groß (grande) 1 Liter. Der Liter wird nicht wie in Bayern üblich im Maßkrug für einen Gast gebracht, sondern im Krug mit entsprechend vielen Gläsern, so dass sich alle am Tisch aus diesem Krug nachschenken können (das ist übrigens der Grund für die alkoholischen Ausfälle meiner Landsleute auf dem Oktoberfest, die sich nie vorstellen konnten, bei der Bestellung von einem Liter Bier dieses in EINEM Glas für EINE Person serviert zu bekommen).

Die Beilagen:

Anders als in Nordeuropa üblich, gibt es standardmässig keine Beilagen zum Essen. Man kann diese, je nach Laune, separat bestellen, muss das aber nicht. Darin liegt auch das Geheimnis, nicht völlig überfressen aus dem Lokal zu wanken. Fisch und Fleisch alleine, ohne brutale Sättigungsbeilagen, sind viel leichter zu verdauen und machen auch nicht dick.

Die Speisenfolge:

Klingt blöd, aber die Speisenfolge ist nicht variabel und folgt einer strengen Abfolge. Zuerst Antipasti, kalt oder warm. Dann der erste Gang (il primo), in der Regel diverse Nudelgerichte. Zu Nudeln mit Fleisch oder Gemüse gehört Parmesan, der in der Regel unaufgefordert gebracht wird. Nudelgerichte mit Fisch bitte niemals damit bestreuen. Der zweite Gang (il secondo), der Beilagen zulässt. Geheimtipp ist hier Salat oder Gemüse vom Grill, Pommes kann man schliesslich in den diversen Schnellrestaurantketten essen. Nach dem Hauptgang kommt das Dessert (dolce). Kein Schnaps, kein Kaffee. Kein Dessert MIT Kaffee. Ich habe einen Wirt erlebt, da hatte ich schon den Espresso vor mir, sah am Nachbartisch ein Tiramisu, das ich einfach haben musste. Er brachte es und nahm den Kaffee wieder mit. Nach dem Süßen gibt’s dann endlich Koffein. BITTE, und das meine ich ernst, keinen Cappuccino bestellen. Jedem Italiener dreht sich beim Gedanken daran der Magen um. Und zudem gilt es als grobe Beleidigung für den Wirt. Der Cappuccino ist ein Frühstückskaffee. Er macht satt. Ihn nach dem Essen zu ordern, signalisiert dem Koch, sein Essen war entweder zu wenig oder zu schlecht. Man bestellt einen caffè (=espresso). Danach kommt dann zur Belohnung und zur Abrundung ein kleiner Grappa oder Limoncello.

Wichtig, die Reihenfolge ist einzuhalten, einen oder mehrere Gänge wegzulassen aber üblich.

Die Speisekarte:

Richtig gute Lokale haben gar keine. Weil sich der Koch nicht festlegen lässt, was ihm morgens auf dem Markt gefallen wird. Gibt es eine Karte, hat sie informativen Charakter. Ich habe schon Ausländer schier verzweifeln sehen, als sie versuchten, eine Übersetzung zu finden, in ihren Wörterbüchern. Es gibt unzählige Namen für Gerichte, die sind nicht übersetzbar. Die sind regional. Ich muss selbst immerzu nachfragen, was was ist. „Fenchel nach Omas Art“ oder „Wildschweinragout des Chefs“ kann alles bedeuten. Wichtig vielleicht, vorher die Begriffe für Schwein, Rind, Lamm und Huhn nachschlagen. Dann hat man eine grobe Orientierung.

Die Rechnung:

In den meisten Lokalen geht man mit der Rechnung an die Kasse und zahlt dort, ganz selten direkt am Tisch. Die Rechnung beläuft sich auf 56 € und ihr sagt, wie in Deutschland gewohnt „mach 60“, ihr werdet dennoch Wechselgeld auf 56 zurück bekommen. Warum? Ganz einfach. Trinkgeld ist völlig unüblich. Auch wenn das immer wieder pauschal im Reiseführer steht. In Touristenzentren ist dass Trinkgeld über das „Gedeck“ (coperto) bezahlt, in Lokalen, in denen üblicherweise nur Einheimische verkehren, wird keins gegeben. Wer damit nicht leben mag, lässt beim Gehen ein paar Münzen direkt auf dem Tisch liegen. Übrigens, Italiener in einer Gruppe zahlen gemeinsam, das heisst, die Rechnung wird einfach durch die Anzahl der Teilnehmer geteilt, ohne viel herum zu rechnen.

Kleine Extras:

Rauchen ist in Italien überall verboten, es gibt auch keine Raucherlokale. Aber jeder Wirt hat irgendwo draußen eine gemütliche Lounge dafür bereitgestellt. Wenn ihr die Toilette sucht, einfach nach dem „Bagno“ (sprich banjo) fragen.

So, bestens gerüstet, wird es Zeit, ein paar Lokale auszuprobieren. Das erste folgt in Kürze.

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Heute durfte ich ein neues Lokal ausprobieren. Es liegt in einem kleinen Dorf, im Hinterland der Emilia Romagna. Über steile Stufen gelangt man hinab in das Lokal. Es ist nicht wirklich ein Keller, es liegt direkt in der alten Festungsmauer des Orts. Von der Piazza aus viele kleine Treppen hinunter, um Ecken herum, landet man schliesslich in den Gasträumen. Es sind viele kleine und grössere Kammern. Man befindet sich nun unterhalb der Piazza, aber auf der äusseren Seite der Stadtmauer, so dass man aus den kleinen Fenstern einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft geniesst. Von der Pasta, über das Brot, den Wein, die Desserts, alles ist hausgemacht, ursprünglich, ohne irgendwelche Zusätze. Das Fleisch stammt von umliegenden Bauernhöfen, das Wasser aus einer eigenen Quelle. Ich war in vielen Restaurant, selten habe ich diese perfektionierte Qualität gefunden. Die Gerichte sind einfach, ohne jeden Schnickschnack, direkt, ehrlich und umwerfend gut. Selbst ganz am Schluß, wenn alles aufgegessen ist, das Dessert beendet, der caffè getrunken ist, bringt der Wirt noch das i-Tüpfelchen: er stellt je eine Flasche Limoncello und Grappa auf den Tisch. Der Limoncello ist selbst angesetzt und der Grappa selbst gebrannt.
So umwerfend wie das Essen, sind die Preise. Normalerweise zahlt man hier in der Gegend für hausgemachte Nudeln als Vorspeise zwischen 9€ – 14€, ich habe unten zwei Fotos der Speisekarte mit eingestellt, absolut unglaublich, aber die günstigen Preise machen den Genuß perfekt.

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Als ich gerade durchs Dorf lief, um mir noch ein wenig die Beine zu vertreten, stand ich plötzlich vor der Bar an der Piazza. Es ist kalt heute Abend, ein sternenklarer Himmel, und da wir hier etwas höher sind, ein wirklich frischer Abend. Also ging ich rein, und war sofort wieder das kleine Mädchen. Seit ich denken kann, gibt es diese Bar. Hier wurde früher die Post für die weiter entfernten Häuser abgegeben, hier spielte man Lotto, erfuhr alle Nachrichten. Die Alten sitzen beim Kartenspiel, ein Glas Wein vor sich, an dem sie gelegentlich nippen, während sie ihre Mitspieler belauern. Es gibt Zeitungen, Zigaretten, Telefonkarten. Die Espressomaschine brummt vor sich hin, an der Decke dreht sich der Ventilator und keiner schert sich um das landesweite Rauchverbot. Eine Polizeistation gibt es ohnehin nicht in der Nähe. So war es vor 20 Jahren und so ist es immer noch. Ein eigener Mikrokosmos, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Wenn man damals Glück hatte, bekam man ein Eis.
Heute bestelle ich mir ein kleines Bier und Lucca, der die Bar von seinem Vater übernommen hat, zwinkert mir zu. Es ist, als wäre ich nie weggewesen. Es ist spät, aber Luccas Sohn stampft noch durch die Bar, schaut flehend auf die Eistheke und ich weiss, hier wird sich auch in 20 Jahren nichts ändern.

Hier noch ein Foto, dass ich heute Nachmittag gemacht habe.

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Tränen – Dienstag

Der Regen läuft langsam an der Scheibe herunter. Auf dem Schreibtisch stapelt sich Arbeit. Der Rotwein schwappt vom letzten Schluck träge im Glas. Am Rechner läuft Mango, „La Terra degli Aquiloni“ schleife. Meine Augen schauen aus dem Fenster, bleiben am Haus gegenüber kleben. Vermissen die Weite. Den Blick bis zum Horizont. Wo Himmel und Meer verschmelzen. Oder wenigstens den Blick in die weiten, aber sanften Hügel vom Zimmer meiner Kindheit aus. Gefangen, wie damals, in Ravenna, als ich nach wenigen Wochen aus der Stadt geflüchtet bin. Der Schleier, den die Tränen in den Augen machen, deckt sich mit den Schlieren der Regentropfen am Fenster. Der Wein hat sich beruhigt, einen Ölfilm am Glas hinterlassen, der langsam zurück ins Glas sinkt. Alles weint, geht mir durch den Kopf.

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…Wir waren zurückgefahren und saßen nun in der Bar gegenüber der Agentur, diesmal zusammen. Dieter redete seit fast einer Stunde auf mich ein, beschrieb mir das Konzept, den Zeitplan, das Budget für die Ausstattung und vieles mehr. Ich hörte kaum zu, die Gedanken in meinem Kopf flogen durcheinander und wenn mich etwas beschäftigt, kann ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.
„Hörst Du mir eigentlich zu?“
„Siiiii.“ Scheiße, jetzt fing ich schon an wie diese Trulla in seinem Büro. „Si!“ schob ich nochmals bekräftigend hinterher.
Er nickte zustimmend und redete weiter. Und plötzlich fiel mir auf, dass wir die ganze Zeit Italienisch gesprochen hatten. Im Sommer, als wir uns kennenlernten, hatte sein Wortschatz noch nicht für so ausführliche Gespräche gereicht. Noch etwas, dass sich als weiterer Gedanke in meinem Kopf zu all den anderen Gedanken mischte. Ich musste nachdenken, dringend, allein.
Wir hatten uns nach dem caffè noch Wein bestellt und ich trank mein Glas in einem Zug leer.
„Es ist spät geworden, ich habe noch eine weite Fahrt.“
Prüfender Blick, dann griff er in seine Jacke und schob mir seine Visitenkarte zu.
„Hier, ruf mich an, ruf mich auf jeden Fall an, ja?“
Ich nickte. „Ja, ich ruf Dich an. Und Du hast meine Nummer in der Bewerbungsmail, die ich euch geschickt habe.“
Er wollte sich erheben, als ich aufstand, aber ich legte kurz meine Hand auf seinen Arm, drückte ihn sanft und schüttelte den Kopf.
„Ich melde mich bei Dir. Ciao. Bis morgen.“
Das „bis morgen“ war mir so rausgerutscht. Scheinbar war mein Unterbewusstsein schon weiter als ich.
Dann ging ich schnell aus dem Lokal. Ich wollte um alles in der Welt eine Abschiedsszene auf der Straße vermeiden. Zu unsicher war ich – waren wir beide – nach dem Abend am Leuchtturm.

Ich fuhr nur zwei Straßen weiter. Dann hielt ich nochmals an und speicherte seine Telefonnummer in meinem Handy ab. Ich nannte den Eintrag „Dieter M. – Kunde“, aus Vorsicht, denn Stefano hatte die blöde Angewohnheit, regelmäßig, wann immer er mein Handy in die Finger bekam, das Adressbuch und die SMS-Nachrichten auf verdächtige Inhalte zu durchsuchen. Ich gab mir immer Mühe, mein Handy nicht herumliegen zu lassen, aber ich vergaß es einfach zu oft.

Die autostrada war um diese Zeit leer, und ich hing meinen Gedanken nach. Da war dieses Projekt, das einfach wundervoll war. Ich würde sonstwas drum geben, es machen zu dürfen. Ich könnte mich austoben, ein ganzes Borgo komplett nach meinen Ideen zu gestalten. Der Ablauf bei einzelnen Häusern war oft nicht so spannend. Die Häuser wurden prinzipiell unrenoviert angeboten. Jeder Käufer hatte dann ganz eigene Vorstellungen. Es gab die Individualisten, die sich einen Lebenstraum erfüllten. Dieser Traum beinhaltete meist auch den Plan, soviel wie möglich selbst an dem Haus zu machen. Die Arbeiten, die sie selber nicht erfüllen konnten, um diese Chaoten herum zu planen, war nervenaufreibend. Dann gab es die Besserwisser. Sie kamen mit der Einstellung, dass italienische Produkte sowieso Müll sind und wollten von der Steckdose über die Heizanlage bis zu Fenstern und Türen alles aus Deutschland kommen lassen. Das war das Schwierigste. Die vorherrschende Meinung, im Süden ist ja alles ganz locker, verführt viele dazu, zu denken, sie könnten machen was sie wollen. In Wirklichkeit haben wir so viele Auflagen und Gesetze, dass diese Häuser, vollgestopft mit ausländischer Technik, keine Abnahmebescheinigungen bekommen und somit quasi unverkäuflich werden. Zudem machen solche Baustellen Probleme ohne Ende. Ein zweihundert Jahre altes Natursteinhaus schert sich nämlich wenig um deutsche Industrienormen. Der Schreiner vor Ort, der Fenster und Türen für diese alten Häuser anfertigt, weiß das, und er passt seine Produkte entsprechend an. Dass das billiger und schneller geht, ist diesen Kunden meist nicht zu vermitteln. Und dann gibt es natürlich noch die Käufer, die eine komplette Restaurierung möchten. Das macht am meisten Spaß, aber man muss jedes Detail mühsam mit den Kunden erarbeiten, was sehr zeitaufwändig ist.
Bei diesem Borgo war es anders. Ich würde die komplette Planung nach meinen Vorstellungen machen, erst wenn alle Details feststanden, würde es in den Verkauf gehen.
Und dann war da Dieter. „Dieter“ sagte das kleine Teufelchen auf meiner rechten Schulter. „Du machst das doch nur wegen ihm.“
Ich spielte das mal durch. Ich würde also meiner Familie sagen, dass ich die nächste Zeit einen großen Auftrag bearbeiten würde. Es war ja nah genug, um zu pendeln. Von Dieter müsste ich ja nichts erzählen. Warum auch, ich hatte nichts mit ihm, es war nie etwas passiert. Und ich war schließlich vernünftig genug, dass auch nichts passieren würde. Er hatte den damaligen Abend mit keinem Wort erwähnt, keinerlei Avancen gemacht, war sehr sachlich gewesen, professionell. Er war sicher nicht so bekloppt wie ich und hatte viel darüber nachgedacht, was damals los gewesen ist. War mit pochendem Herzen am Briefkasten gestanden, oder hatte nachts in die Sterne geschaut und an mich gedacht.
„Mistkerl,“ sagte ich plötzlich laut vor mich hin. Ihm war das wohl alles egal. Ich zwang meine Gedanken wieder zurück zum Thema. Da war auch noch Stefano, mein Freund, meine Sandkastenliebe. Allen war schon immer klar, dass wir zusammengehörten. Es wurde erwartet, dass wir bald einmal heiraten, eine Familie gründen. Es war so selbstverständlich, dass wir ein Paar waren, dass ich lange Zeit nie auf die Idee gekommen war, das in Frage zu stellen. Wenn ich den Auftrag annahm, dann war ich mindestens ein Jahr sehr intensiv damit beschäftigt, ich würde Dieter oft sehen und viel Zeit mit ihm verbringen. Und das gehörte sich nicht. Es sei denn, da war wirklich nichts. Diese Gedanken machten mich langsam verrückt und ich wurde ganz kribbelig.

Ich kam sehr spät zuhause an und hatte Hunger, war aber zu faul, mir etwas zu machen, und so öffnete ich nur eine Flasche Wein und setzte mich vors Haus auf die Terrasse. Die Bilder dieses Tages flogen durch meinen Kopf und ich versuchte sie abzustellen. Die Silhouette des Leuchtturms zeichnete sich gegen den klaren Abendhimmel ab und ich versuchte, mich ganz auf dieses eine Bild zu konzentrieren. Und dann hatte ich mich plötzlich. Ja. Das war der Punkt. Das Ergebnis waberte langsam aus meinem Unterbewusstsein hoch und ich musste grinsen. „Liebe Chiara,“ sagte ich laut zu mir selbst „wenn das heute nicht Dieters Firma gewesen wäre, würdest Du dann auch nur eine Sekunde überlegen, diesen Auftrag anzunehmen?“ Ha! Das war der Punkt. Ich ließ mir doch wegen Dieter nicht diese wahnsinnige Chance entgehen, ein ganzes Borgo zu restaurieren…

iL Tedesco – Der Deutsche ist soeben als Buch erschienen:

-> Taschenbuch

-> ebook

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