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Archive for the ‘Il Tedesco – Der Deutsche’ Category

Habt ihr Lust auf ein schnelles Spiel, ganz kurz vorm Jahreswechsel? Okay, ich verlose noch eine von mir handsignierte Ausgabe meines Romans „iL Tedesco – Der Deutsche“.

Jeder, der mir bis zum 31.12.2014, 23.59 Uhr folgende Frage beantwortet, nimmt an der Verlosung teil:

Wie heißt die Bahnstation, an der meine Mutter in Italien ankommt, bei ihrem ersten Besuch im Land?

Die Antwort findet ihr im Prolog des Romans. Wer ihn noch nicht hat, muss ihn nicht extra kaufen. Einfach unter http://www.amazon.de/dp/B00GY3Z2BE
auf „Blick ins Buch“ klicken und den Prolog lesen.

Mailt mir eure Antwort an: chiaras_buch@yahoo.com

Ich freue mich auf eure Teilnahme und wünsche jedem viel Erfolg

eure

Chiara Ravenna

P.S. Noch ein paar Hinweise: der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen, die Ziehung erfolgt im Losverfahren, die Lose wird Alessandra ziehen. Die Gewinner werden von mir per e-mail benachrichtigt. Bis zur Ziehung speichere ich alle eingehenden Mails, nach der Ziehung lösche ich selbstverständlich alle Einsendungen. Auch versichere ich, dass ich die Mailadressen der Einsender weder weitergebe, noch von mir aus benutze, außer für die Gewinnbenachrichtigung.

iL Tedesco – Der Deutsche ist soeben als Buch erschienen:

-> Taschenbuch

-> ebook

-> ibooks-Apple

Buch-signiert

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Egal ob für den Strand, den See, den schattigen Platz auf dem Balkon oder auch die Couch an einem Gewittertag, lesen macht immer Spaß. Deshalb verlose ich bis Ende des Monats einen „KINDLE ebook reader“ (6 Zoll, E Ink Display). Und, wer es nicht so mit ebooks hat, der zweite Sieger bekommt eine Taschenbuchausgabe meines Romans „iL Tedesco – Der Deutsche“ mit einer persönlichen Signatur.

Die Teilnahme ist ganz einfach: Jeder, der mir bis zum 31. Juli 2014 per e-mail mindestens zwei Ortschaften nennt, die in meinem Roman vorkommen, nimmt an der Verlosung teil.

Ihr müsst das Buch dazu auch nicht extra kaufen, es genügt, wenn ihr auf der Amazon-Seite: http://www.amazon.de/dp/B00GY3Z2BE auf den Button „Blick ins Buch“ klickt. In der Buchvorschau auf den ersten Seiten kommen bereits einige Orte vor.

WICHTIG: Bitte sendet mir eure Antworten ausschließlich an diese Email Adresse: chiaras_buch@yahoo.com

Ich freue mich auf eine rege Teilnahme und wünsche euch viel Erfolg (und ich weiß jetzt schon, dass es mir wieder das Herz brechen wird, dass ich nicht allen Einsendern den Preis zusenden kann).

Herzliche Grüße

Eure

Chiara

P.S. Noch ein paar Hinweise: der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen, die Ziehung erfolgt im Losverfahren, die Lose wird Alessandra ziehen. Die Gewinner werden von mir per e-mail benachrichtigt. Bis zur Ziehung speichere ich alle eingehenden Mails, nach der Ziehung lösche ich selbstverständlich alle Einsendungen. Auch versichere ich, dass ich die Mailadressen der Einsender weder weitergebe, noch von mir aus benutze, außer für die Gewinnbenachrichtigung.
Der „KINDLE ebook reader“ ist ein Gerät von Amazon, ich erwerbe es auch dort und sende es in der Originalverpackung an den Gewinner weiter.

iL Tedesco – Der Deutsche ist soeben als Buch erschienen:

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Link zum Interview:

DAS INTERVIEW ZUM ROMAN: INTERVIEW

Und das gibt es zu gewinnen:

Kindle

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Heute Morgen schrieb ich auf Twitter, dass ich meine Augenringe nach einer
schlaflosen Nacht dem Sturm in München, der schwülen Luft und dem kommenden Vollmond zu verdanken habe. Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Kurz bevor ich schlafen gehen wollte, habe ich noch nach meinem Roman geschaut. Und der stand bei Amazon auf einer neuen Rekordmarke. Platz 2.751 mag zwar nicht berauschend klingen, aber von mehreren Millionen Büchern, die dort angeboten werden, ist das für mich als Autorin schlicht atemberaubend. Denn das das ist das Ranking wirklich aller Bücher, also nicht nach Kategorien. Dort war ich nämlich sogar auf Platz 56, in Belletristik.

Warum ich das hier so ausführlich schreibe? Weil das nur möglich ist, weil Menschen mein Buch tatsächlich lesen. Und diesen Lesern möchte ich DANKE sagen, Danke fürs Lesen, Danke für das schöne Feedback, dass ihr mir gebt. Danke dafür, dass ihr euch die Mühe macht, mir zu schreiben, dass euch das Buch gefallen hat, Danke für die vielen Fotos, die ihr mir schickt, mit euch und meinem Buch darauf. Das rührt mein Herz!

Ich war mir kurz nach der Veröffentlichung von „iL Tedesco“ nicht sicher, ob ich wirklich die angekündigte Fortsetzung schreiben werde. Aber nach all den schönen Erlebnissen, dem vielen Lob und der häufigen Frage, wann Teil zwei kommt, ist natürlich klar, dass ich die Fortsetzung ebenfalls veröffentlichen werde. Ich arbeite fleißig daran!

Herzliche Grüße

Chiara

Cover

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Salve, Ciao, Hallo,

ich habe ja keinerlei Ahnung von Dingen wie „ich verlose jetzt mal was“, aber, ich bekomme seit Erscheinen meines Romans immer wieder so viele schöne Bilder von meinen Lesern, auf denen sie mein Buch fotografiert haben. Manchmal ist ein Tässchen Espresso mit drauf, oder ein Stück Balkon, oder irgendein kleiner Ausschnitt des jeweiligen Leseplatzes, an dem sie es sich gemütlich gemacht haben. Mich freut das immer unheimlich, und daher dachte ich, das muss ich auch irgendwie honorieren.

Daher: schickt mir eure Fotos mit meinem Buch darauf, egal, ob mit Printausgabe oder mit ebook auf einem Lesegerät. Bis Ende März sammle ich die Fotos und verlose dann unter allen Einsendern einen Einkaufsgutschein für Amazon im Wert von 25 Euro sowie eine handsignierte Ausgabe meines Romans.

Um welchen Roman es eigentlich geht? Um mein gerade erschienenes Buch „iL Tedesco – Der Deutsche“, es ist unter folgenden Quellen erhältlich:

iL Tedesco – Der Deutsche ist soeben als Buch erschienen:

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-> ebook

-> ibooks-Apple

Bitte sendet die Fotos an folgende E-Mail Adresse: chiaras.bestpicture@yahoo.com

Ich freue mich auf eure Bilder!

Liebe Grüße

Chiara

P.S. ein bisschen Rechtliches muss vermutlich sein: Jeder Einsender erlaubt mir, sein Foto auf meinem Blog sowie in anderen sozialen Netzwerken unter meinem Account zu posten. Der Rechtsweg bei der Verlosung ist ausgeschlossen. Der Los-Gewinner erhält eine Taschenbuchausgabe von „iL Tedesco – Der Deutsche“ mit seiner Wunsch-Signatur sowie den Amazon-Gutschein im Wert von 25,– Euro per Post auf meine Kosten zugesandt.

iL Tedesco

Hier eine kleine Auswahl der bisher eingesandten Fotos, Reihenfolge oder Veröffentlichung stellen keine Wertung dar:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sehr aufregend für mich war eine Anfrage einer italienischen Zeitschrift, die mich zu meinem gerade erschienenen Roman interviewt hat. Das Interview wurde auf italienisch geführt. Da es nicht in Deutschland erscheinen wird, darf ich einen von mir übersetzten Abdruck hier veröffentlichen.

F: Chiara, sind Sie nicht etwas zu jung für eine Biografie?

A: Ja, natürlich. Eine Biografie schreibt man eigentlich rückblickend, auf ein ganzes Leben. Soweit bin ich hoffentlich noch lange nicht. Ich würde es auch nicht Biografie nennen, ich sage lieber, es ist ein biografischer Roman.

F: Sie legen in Ihrem Roman einige Geheimnisse offen, zu Ihrer Person, aber auch Ihre Familie betreffend. War die Entscheidung dazu schwierig für Sie?

A: Ja, diese Entscheidung war sehr schwierig für mich. Ich habe auch lange gezögert, aber schließlich war es mir einfach wichtig, meine Geschichte zu erzählen. Es war wichtig für mich, aber auch wichtig für Alessandra, meine Nichte, die eine große Rolle im Roman spielt.

F: Weil Sie Alessandra gerade erwähnen, Sie haben, wie Sie am Ende des Buchs schreiben, einige Namen und Orte abgeändert, aber Alessandra scheint tatsächlich so zu heißen?

A: Ja. Ich habe das mit ihr besprochen und es war ihr eigener Wunsch, dass ich ihren Namen nicht ändere. Sie sagte mir, sie wolle nicht irgendwann ihren Kindern erklären müssen, warum im Buch nicht ihr richtiger Name steht.

F: Wie hat Ihre Familie auf das Buch reagiert?

A: Fast muss ich sagen, noch schlimmer, als ich es ohnehin erwartet hatte. Aber sie brauchen natürlich auch etwas Zeit, damit umzugehen. Zuerst, als es nur als Ebook erschien, waren sie schon ziemlich geschockt. Aber das war irgendwie noch nicht richtig greifbar. Nun ist die Taschenbuchausgabe erschienen und eine Veröffentlichung in Italien ist bereits fest geplant. Unser Verhältnis ist derzeit etwas…angespannt. Aber das wusste ich vorher.

F: Wann dürfen wir mit einer Veröffentlichung in Italien rechnen?

A: Ich werde mich nach Weihnachten nach einem Übersetzer umsehen, da ich bereits am zweiten Teil schreibe, kann ich es nicht selbst machen. Ich plane, circa im Frühjahr so weit zu sein, dass wir in Italien starten.

F: Warum haben Sie zuerst in Deutschland veröffentlicht?

A: Eine gute Frage. Als ich hierher kam, begann ich einen Blog zu schreiben. Ich habe mir einfach mein Heimweh von der Seele geschrieben. Irgendwann fing ich an, auch Teile aus meinem Leben darin zu veröffentlichen. Und immer mehr Menschen sagten plötzlich, sie wollten die ganze Geschichte hören. Und ich merkte, dass es mir gut tat, sie aufzuschreiben. Als mir dann klar wurde, dass letztlich alles hier in Deutschland begonnen hat, dachte ich mir, nun, warum nicht hier zuerst. Aber eine Veröffentlichung in Italien stand nie außer Frage. Die Reihenfolge hat sich einfach so ergeben.

F: In Deutschland dürfte niemand Ihre Familie näher kennen, zumal sie nur den Mädchennamen Ihrer Mutter verwenden. In Italien dagegen wird es nicht ganz so schwer sein, zu erraten, wer Sie sind. Wir haben natürlich auch schon die eine oder andere Idee…

A: Ja, das ist durchaus möglich. Andererseits hat es meine Familie über all die Jahre geschafft, sich, und vor allem auch uns Kinder, möglichst aus Presseberichten herauszuhalten. Unsere Regel Nummer eins, die für alle galt, war: nie irgendwelche öffentlichen Fotos. Sicher ist unser Familienname relativ bekannt. Aber den Zusammenhang zu mir herzustellen, nun, das ist eher unwahrscheinlich.

F: Sie leben derzeit in Deutschland, in München. Wie ist das Leben dort?

A: Deutschland ist ein ungeheuer beeindruckendes Land. Wäre ich nicht so kälteempfindlich, würde ich es noch viel mehr genießen. Aber, was es besonders angenehm macht, ist, dass die Deutschen absolut bescheidene Menschen sind. In jedem anderen Land, das über diese Wirtschaftsleistung, diesen hohen Standard und Lebenskomfort verfügte, würden die Menschen vor Stolz auf dem Kopf laufen. Die Deutschen dagegen sind sich dessen gar nicht bewusst. Eine Eigenschaft, die es sehr, sehr leicht macht, sich hier wohlzufühlen.

F: Lassen Sie uns über „Il Tedesco“ reden, der Deutsche, der Ihrem Buch den Titel gab. Wie hat er auf die Veröffentlichung reagiert?

A: Bis jetzt noch gar nicht. Wir hatten keinen Kontakt mehr, auch nicht, als ich nach Deutschland kam. Bis er mich dann über Twitter gefunden hat. Im Vorfeld, als er mitbekam, dass ich dieses Buch schreibe, war er nicht begeistert und hat versucht, mich davon abzuhalten. Aber ich denke, es gibt nichts darin, was ihn angreift, daher denke ich, es ist in Ordnung für ihn.

F: Am Ende des Buchs erwähnen Sie eine Fortsetzung, auch der Titel steht schon fest, ist dort zu lesen. „La Tedesca – Die Deutsche“. Meinen Sie damit sich?

A: Ja. Trotz italienischem Pass und wenig Erfahrung hier in Deutschland, kommt ein Teil meiner Wurzeln ja auch von hier. Und ich habe gemerkt, dass sich Herkunft nie verleugnen lässt. Natürlich hat mich mein Leben in Italien geprägt. Aber, ich merke immer wieder, dass ich auch sehr „deutsch“ reagieren kann, gerade in meinem Job. Und da ich hier, bis Alessandra im August zu mir gezogen ist, eigentlich nur deutsch gesprochen habe, mich mit Deutschen getroffen habe, wurde mein Leben teilweise eben auch das einer „Tedesca“. Darum wird es auch im zweiten Teil gehen, meine Erlebnisse, die ich hier hatte.

F: Stichpunkt zweiter Teil. Das wirft die Frage nach einem dritten Teil auf?

A: Ja, das ist richtig, einen dritten Teil habe ich ebenfalls bereits geplant. Auch da steht der Titel schon fest. Aber den verrate ich noch nicht, das erfahrt ihr am Ende von „La Tedesca“.

F: Chiara, danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, uns so ausführlich zu antworten. Wir wünschen Dir alles Gute.

A: Ich danke euch!

(Das Interview wird voraussichtlich Januar/ Februar 2014 in italienischer Sprache erscheinen.)

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iL Tedesco

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…nachdem ich die Baugenehmigung für unser Haus hatte, gab es für mich praktisch kein anderes Ziel mehr, als es bis Weihnachten fertig zu bekommen. Ich musste mich vierteilen, denn das Borgo, unser Verkaufsprojekt, hatte natürlich Vorrang. Zumindest für Dieter. Ich dagegen zog gelegentlich Arbeiter von dort ab, um sie bei unserem Haus einspringen zu lassen. Normalerweise rechnet man für eine Restaurierung circa ein Jahr. Alleine das Entkernen der Ruinen dauert schon viele Wochen. Eigentlich. Ich bezirzte jeden Handwerker, für mich Sonderschichten einzulegen, erstellte aberwitzige Zeitpläne, die eigentlich völlig unrealistisch waren und garantiert dazu führen würden, dass einige Gewerke miteinander kollidieren mussten. Aber ich liebe Chaos, und so war ich vollkommen in meinem Element. Ich hatte drei Handys, weil immer eines entweder leer war oder ich eines verlegte, schlief fast nicht mehr und pendelte nur noch zwischen der Baustelle auf dem Borgo und unserem Haus hin und her.

Als die Arbeiter das ganze Gestrüpp rund um unserer Haus mit dem Raupenbagger entfernten und all den Unrat aus dem Haus schafften, der es vorher fast unbegehbar gemacht hatte, stellte sich auch noch heraus, dass die Grundrisse vom Katasteramt wie immer falsch waren. Natürlich war auch dieses Haus in den vielen Jahrzehnten immer wieder angebaut und verändert worden. Teilweise wohl zu einer Zeit, als es noch kein Kataster gegeben hatte, und später natürlich einfach ohne Genehmigung und somit auch ohne Pläne. Was man vorher unmöglich hatte erkennen können, war, dass unser Haus gar keinen quadratischen Grundriss hatte. Irgendwann waren zwei kleine Seitenflügel angebaut worden, offensichtlich so unauffällig, dass man es von weitem nicht gleich erkennen konnte. Dadurch war in der Mitte eine Art Innenhof entstanden, der zur Hangseite hin offen war. Das war natürlich traumhaft, bedeutete aber, dass meine ganzen Pläne für die Mülltonne waren. Ich musste die gesamte Innenaufteilung neu planen, alle Zimmer neu anordnen und auch alle Installationen für die Bäder neu einteilen. Aber auch das war mir egal. Die neue Aufteilung war viel schöner, als mein erster Entwurf, und im Erdgeschoss entstand so ein weiterer Raum, den es vorher in meiner Planung nicht gegeben hatte.

Jetzt kam man zu einem der drei Eingänge direkt in die riesige Wohnküche, die fast den gesamten Erdgeschossbereich einnahm. Im Querflügel hatte ich die Innentreppe eingeplant. Viele Häuser haben nur Aussentreppen, da unten früher nur die Ställe gewesen waren, als die Häuser noch als Bauernhöfe genutzt wurden. Am Ende dieses Querflügels war das Zimmer, das vorher gar nicht existiert hatte. Ein großer Raum, der fast halb in den Hang gebaut worden war. Zur Talseite hin konnte man direkt auf die Terrasse treten, auf der gegenüberliegenden Seite war ein Rundbogen, archaisch gemauert, der die Dicke der Mauer von fast einem Meter erkennen ließ. Dahinter war der Hang, der das Haus an dieser Seite begrenzte. Ich konnte mir nicht erklären, warum man diese Türe zugemauert hatte, sicher war dahinter die Cantina, der Keller, für Lebensmittel und Wein gewesen. Aber das Geheimnis würden wir später lüften, wenn wir die Wand aufbrachen.

Zu neugierig wäre ich gewesen, was sich dahinter wohl verbergen würde. Der Rundbogen der ehemaligen Türe war so sorgfältig gemauert, ganz unüblich nur für den Zugang zu einer Cantina. Der erste Schritt bei einer Restaurierung ist immer, alle Räume sandzustrahlen. Dabei lösen sich alle Farb- und Putzreste von den Wänden, die Balken werden von ihrer äussersten Schmutzschicht befreit und man sieht danach viel besser, wo marode Stellen an Mauern, Dach oder Balken sind. Als der Arbeiter diesen Raum mit dem Sandstrahler fertig bearbeitet hatte, wartete ich, bis sich der Staub soweit gelegt hatte, das man wieder etwas erkennen konnte. Und als ich dann im Zimmer stand, und auf den Rundbogen sah, war ich fassungslos. Auf der Mauer zeichnete sich die Figur eines Engels ab. Ganz in weiß. Ein Engel, der waagrecht in der Luft zu schweben schien, die Arme nach vorne ausgestreckt hatte und dort etwas hielt, das mit etwas Phantasie eine Kerze sein könnte. Der Arbeiter war neben mich getreten.
„Ich habe keine Ahnung, was das ist. Ich bin dreimal über die Stelle gegangen, es lässt sich nicht entfernen.“
Ich nickte und trat näher heran. Als ich mit der Hand über die Zeichnung strich, ganz behutsam, konnte ich nicht ausmachen, was es war. Man fühlte keine Farbe, die sich leicht abheben würde. Die Stelle war auch nicht glatter, so dass man an Säure hätte denken können. Es war mir ein absolutes Rätsel. Es schien, als sei das Bild so tief in den Felsen eingebrannt – „als würde es von innen kommen“, ging mir kurz durch den Kopf. Ich weiß bis heute nicht, was das war, aber ich beschloss damals, dass wir den Durchgang zugemauert lassen und das Bild nicht zerstören. Nun würde ich dieses Geheimnis wohl nie mehr lüften…

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Bogen

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…Dieter wartete zuhause auf mich, kaum dass ich die Türe öffnete, stand er im Flur. Ich sah vermutlich wie ausgespuckt aus, denn er sah mich seltsam an, während ich so was wie ein Lächeln versuchte. Er hatte mir angeboten, mitzufahren, das Gespräch zusammen zu führen, sich meinen Eltern vorzustellen. Ich war froh, dass ich das abgelehnt hatte. Mein Vater wäre vermutlich noch mehr ausgerastet, als er es ohnehin schon getan hatte und bei dem Gedanken musste ich plötzlich lachen. Dieter sah mich noch eine Spur seltsamer an und ich konnte plötzlich nicht mehr aufhören. Ich lachte so sehr, dass ich Schluckauf bekam und mir die Augen tränten und irgendwann fiel er mit ein und da standen wir in der winzigen Diele und lachten uns kaputt. Irgendwann wischte ich mir die Tränen aus den Augen und sah liebevoll in sein vom Lachen noch ganz rotes Gesicht. So also fühlte es sich an, endlich frei zu sein.

Der Sommer begann langsam und ich hatte nur ein Ziel, ich wollte Weihnachten in unserem neuen Haus sein. Das war fast unmöglich, aber ich wollte es unbedingt. Das Haus zu kaufen war schnell abgewickelt. Ich räumte alles an Geld leer, was ich die letzten Jahre zusammengespart hatte und schaffte es tatsächlich, meinen Anteil aufzubringen.

Das größte Problem war die Baugenehmigung, die alleine schon leicht ein halbes Jahr dauert – wenn man Glück hat. Diese alten Häuser sind fast immer gleich aufgebaut, unten waren früher die Ställe, oben wurde gewohnt. Man benötigt eine Umwidmung für Wohnzwecke und eine Genehmigung für die Restaurierung. Dieter bremste mich daher ein, aber ich wusste schon, wie ich das lösen konnte.

Ich zeichnete und plante fast drei Tage am Stück, ich aß nichts, ich füllte nur einen caffè nach dem anderen in mich rein und als ich alle Unterlagen zusammen hatte fuhr ich zur Gemeindeverwaltung. Ich sah furchtbar aus. Drei Tage fast ohne Schlaf, die Haare wirr, blass, Augenringe, schwach auf den Beinen vor Hunger. Aber all das gehörte mit zu meinem Plan.

Die Verwaltung war im municipio, dem Rathaus, das wie in jedem kleinen Ort auf der Piazza steht. Ein altes, ehrwürdiges Gebäude, mit Flaggen, großem Holzportal, Stuck und einem Beamten vor dem Eingang. Ich setzte mehrmals an, hinein zu gehen und drehte im letzten Moment immer wieder um, weil mein Herz vor Aufregung plötzlich pochte.
Als ich schließlich in das Büro des zuständigen Sachbearbeiters mehr wankte als ging, muss es so ausgesehen haben, als würde ich gleich unter meiner Planungsmappe zusammenbrechen. Guiseppe sah mich erschrocken an, klappte den Mund auf, wieder zu. Setzte nochmals neu an.
„Chiara, geht’s dir gut?“ fragte er schließlich.
Ich stöhnte nur und ließ mich schwer auf den Besucherstuhl sinken.
„Möchtest du ein Glas Wasser?“
Ich hob nur die Hand, betrachtete sie erstaunt und ließ sie wieder sinken.
„Chiara, soll ich einen…“
„Nein, Guiseppe, nein, mir geht’s toll, echt.“ Ich flüsterte es mehr, als dass ich sprach.
Er wurde richtig unruhig. Und ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht los zu lachen.
„Guiseppe, ich bin erledigt!“, diesmal schrie ich fast.
„Was ist passiert?“ Volle Aufmerksamkeit jetzt bei ihm.
„Ich habe Mist gebaut. Am Borgo. Ich bin erledigt.“ Ich ließ meine Unterlippe zittern.
„Warum, was ist passiert, nun sag doch!“
„Ich habe…“, hier ließ ich meine Stimme kurz abbrechen, „ich habe ein ganzes Haus vergessen, bei der Genehmigung. Verstehst Du? Einfach vergessen. Die werfen mich raus!“, wieder zitternde Unterlippe.

„Du hast ein Haus vergessen, am Borgo?“
„Ja, ein ganzes Gebäude. Ich habe es nicht mit eingereicht, jetzt fehlt die Genehmigung und ich bin am Arsch“, eine Träne kullerte langsam aus meinem Auge.
Er sah mich verständnislos an. „Wenn Du es nur vergessen hast, mit beizulegen, dann können wir es in die bestehende Genehmigung einfügen. Das ist doch kein Problem.“
„Das, das würde noch gehen?“, stotterte ich.
„Ja, klar. Kein Problem. Hast Du die Pläne dabei?“

Klar hatte ich die Pläne dabei. Es war ja auch gar nicht mal so sehr geschwindelt. Bis auf die Kleinigkeit, dass es sich um unser Haus handelte, dass natürlich nicht zum Borgo gehörte. Aber, nun ja, meine Planung ansich entsprach allen Vorschriften und wäre eh so genehmigt worden. Irgendwann. In einem halben Jahr, vielleicht, oder so.
Guiseppe holte die Mappe vom Borgo, stempelte mir alles ab, unterschrieb alle Formulare, heftete die Pläne dazu, gab mir meinen Satz und ich hatte die Baugenehmigung für unser Haus in der Tasche.

Zurück auf der Piazza ging ich noch ein wenig verhalten, bis ich außer Sichtweite war, dann ließ ich einen Jubelschrei los, der einige der Alten, die wie immer auf ihren weißen Plastikstühlen das Geschehen beobachteten, zusammenzucken ließ und kaufte mir in der nächsten Bar erst einmal ein Frühstück…

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Il-Tedesco

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…ein paar Tage später fuhr ich zu meinem Elternhaus. Das Gespräch mit meinen Eltern stand an. Der Tag hatte schon ziemlich schlecht angefangen. Nach wirren Träumen blickte ich eine vom Regen verhangene Landschaft. Die Heiztherme war kaputt, so dass ich kalt duschen musste und beim Kochen meines morgendlichen caffè verbrannte ich mir am Herd die Finger. Dieter schlich möglichst unauffällig um mich herum, er kannte mich inzwischen und wusste, dass ich jede Kleinigkeit nutzen würde, um meiner schlechten Laune Luft zu verschaffen. Ich zögerte die Abfahrt so lange wie möglich raus, aber schließlich gab es nichts mehr, womit ich noch hätte trödeln können.

Mir war klar, dass meine Eltern nicht begeistert waren, dass ich einfach verschwunden war, mich von Stefano getrennt hatte und nun irgendwo lebte. Aber ich redete mir ein, sie würden mich verstehen. Und Sefano. Wir kannten uns seit dem Sandkasten, so lange ich denken konnte. Irgendwie war immer klar gewesen, dass wir zusammen sein werden. Und viele Jahre hatte ich mir das auch schön vorgestellt. Aber wir waren so verschieden. Er mochte es, mondän zu leben. Er lag lieber an einem Pool und zeigte seine Designer-Sonnenbrille, während ich einfach ins Meer sprang. Für ihn war das nichts, er hatte Angst vor allem, was darin herum schwamm und kroch. Ich kletterte lieber in Ruinen herum und holte mir blaue Flecken, er ließ keine Party aus. Ich wünschte mir, irgendwann unseren Hof zu übernehmen, in den Weinbergen zu arbeiten, selbst einmal einen großen Wein zu schaffen. Für Stefano war auch das nichts. Er saß lieber in seinem klimatisierten Büro in der Firma seines Vaters, die er irgendwann übernehmen würde. Ein Bauernhof war der letzte Ort, an dem er leben wollte. Er ließ jetzt schon Pläne machen, für die Villa, die sein Vater uns zur Hochzeit schenken würde. Unsere Väter waren geschäftlich miteinander verbunden und die „Fusion“ der Kinder schien der perfekte Plan. Aber es war nicht mehr mein Plan, das war mir inzwischen klar geworden. Ich wollte bei Dieter bleiben, ein Haus kaufen und dort mit ihm leben. Und ich war sicher, letztlich würde Papa seinen Segen geben. Auch er hatte gegen den Widerstand seiner Familie meine Mutter geheiratet. Die Ausländerin, die Deutsche, die für ihn ihr Land und ihre Familie verlassen hatte.

Als ich auf den Hof fuhr, sprangen wie immer sofort unsere Hunde freudig wedelnd um meinen Wagen herum. Normal, wenn ich heimkomme, sind alle da, es wurde groß gekocht, ein stundenlanges Festessen mit viel Gerede, Wein und gutem Essen wartet dann auf mich. Heute schien alles recht ruhig, keiner kam heraus und als ich das Wohnzimmer betrat, wurde mir klar, dass es nicht so einfach werden würde, wie ich gehofft hatte. Mama und Papa waren da, meine Oma saß mit am Tisch, und – Stefanos Vater. Aus einem ruhigen Gespräch wurde nichts. Papa schimpfte sofort los, was ich mir gedacht hätte, einfach mitten in der Nacht zu verschwinden, was die Leute wohl reden würden. Meine Nonna murmelte etwas von „undankbar“, Stefanos Vater mischte sich ein, dass sein Sohn mit „seiner gesellschaftlichen Stellung“ schon eine verlässliche Partnerin brauche die ihm nicht Hörner aufsetzt (ital. für Fremdgehen). Ich stand mit offenem Mund da, alles was ich hatte sagen wollen, war aus meinem Kopf verschwunden, mir war schwindlig und ich wollte nur noch weg. Und da hörte ich das Motorrad auf den Hof fahren. Stefanos getunte Ducati war auf zehn Kilometer zu erkennen. Einen Augenblick später betrat Stefano den Raum. Wie immer, wenn er auf unseren Hof kam, trug er seine beschissene weiße Jeans, wohl um allen zu signalisieren, dass er sich ja nicht dreckig machen darf. Er grinste mich schief an und hielt mir linkisch einen Blumenstrauß entgegen. Ich flippte in dem Moment völlig aus. Ich nannte Stefano einen dreckigen Bastard, sagte seinem Vater, dass er sich seine gesellschaftliche Stellung sonst wohin stecken könne und keifte dann meinen Vater an, seit wann er Verstärkung brauche, um mit mir zu reden. Ich ließ die Bombe mit Dieter platzen, sagte allen, dass ich mich verliebt habe und das schon sehr lange, und dass ich fort gehen werde. Alle schrieen wild durcheinander, jeder versuchte den anderen zu übertönen. Mein Vater setzte sich durch, er herrschte mich an, dass er das nie erlauben werde und verbot mir augenblicklich den Umgang mit „diesem Mistkerl“. Ich wollte gerade zurück schreien, da schlug meine Mutter plötzlich dermaßen laut auf den Tisch, dass wir alle erschrocken still waren und sie anstarrten. Und nach einer endlos langen Pause sagte sie nur einen Satz:
„Geh, Chiara, folge deinem Herzen, ich regle das hier“. Ich sah lange in ihre ruhigen sanften Augen und schließlich nickte ich einfach. Papa erhob sich halb von seinem Stuhl und machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber dann traf ihn Mamas Blick. Ihr anderer Blick, der strenge, der keinerlei Widerspruch duldet, und er ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken und klappte den Mund zu.
Und ich drehte mich einfach um und ging, stieg in meinen Wagen, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und fuhr los. Nach Hause, zu Dieter.

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…Dieter wohnte in einem kleinen Stadthäuschen im Dorf, in das ich mich sofort verliebte. Diese schmalen, hohen Häuser „stapeln“ ihre Zimmer über mehrere Stockwerke aufeinander. Im Erdgeschoss war die Wohnküche und ein Bad, darüber, im ersten Stock, das Wohnzimmer, darüber ein kleines Arbeitszimmer und ganz oben das Schlafzimmer. Das Haus lag in der ehemaligen Stadtmauer, mit meterdicken Wänden und zur ortsabgewandten Seite mit einem atemberaubenden Blick bis ans Meer. Er hatte das Dach aufgeschnitten – wofür er garantiert niemals eine Genehmigung bekommen hatte – und so eine kleine Dachterrasse geschaffen, winzig, aber auf ihr hatte man das Gefühl, über dem Land zu schweben.
In meiner ersten Nacht dort bei ihm schlief Dieter auf der Couch im Arbeitszimmer und überließ mir sein Bett. In der zweiten Nacht schlief ich mit ihm auf der Couch und in der dritten Nacht teilten wir uns, als wäre es nie anders gewesen, das Schlafzimmer.
Ich war nie zuvor mit einem ausländischen Mann zusammen und Dieter überraschte mich mit seiner Art, die ich so nie an einem Mann kennengelernt hatte. Er war so aufmerksam, behutsam, liebevoll zu mir, keine Spur vom Macho-Getue, das ich von Stefano und anderen Männern davor gewohnt war.
Ich hatte keine Lust auf eine Auseinandersetzung mit Stefano oder Diskussionen mit meinen Eltern und so teilte ich ihnen einfach mit, ich sei zurzeit am Borgo unabkömmlich und werde eine Weile bleiben. Dieter und die wundervolle Gegend verzauberten mich so, dass ich mich zum ersten Mal richtig frei und ungebunden fühlen konnte. Es war wie ein völlig neues Leben. Dieter war im Dorf beliebt, alle mochten „il Tedesco“- den Deutschen -wie sie ihn nannten. Seine ruhige, zuverlässige Art kam gut an. Nun, mit mir an seiner Seite, schien alles perfekt. „Er hat sich endlich eine Frau gesucht“, erzählten sie sich in der Bar. Alle schienen teilzuhaben an unserem Glück. Wir wurden zu jedem Familienfest eingeladen, unser Freundeskreis wuchs und wuchs und wir fühlten uns beide, als hätten wir nie etwas anderes gemacht, als in dieser Dorfgemeinschaft zu leben.
Wir arbeiteten viel an unserem Projekt, dem Borgo, alles verschmolz ineinander, wir waren vierundzwanzig Stunden am Tag zusammen und genossen es. Wir diskutierten morgens beim Frühstück über Bauabschnitte, liebten uns tagsüber in dem kleinen Wald neben dem Borgo. Es gab keinen Feierabend, dafür aber auch keinen festgelegten Arbeitsbeginn. Mal hatten wir sonntags einen Geschäftstermin und fuhren montags spontan einen Tag ans Meer. Mein Leben wurde zu einem ruhigen, steten Fluß in dem ich mich mit Freude treiben ließ. Meine Albträume verschwanden und ich war so glücklich, wie ich mich nicht erinnern konnte, je zuvor gewesen zu sein.

Es ist seltsam. Ich schreibe diesen Teil der Geschichte an dem Haus, das Dieter und ich für uns gekauft und restauriert haben. Der Ort, an dem ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht habe. Das Haus, das bald nicht mehr meines sein wird, da ich meinen Anteil daran ihm gebe, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Aber ich spüre wieder dieses warme Gefühl, das ich damals in mir hatte – und muss gerade lächeln.

Unser Projekt, das Borgo, wurde ein voller Erfolg. Wir hatten es in Deutschland inseriert und viele Interessenten kamen. Ich zeigte den Deutschen die Gegend, erklärte ihnen die Möglichkeiten, die wir mit der Restaurierung hatten, und Dieter erläuterte die Kaufabwicklung. Die meisten Kunden liebten uns genauso wie die Dorfbewohner und wir lagen weit vor der eigentlichen Planung was den Abverkauf anging.

An einem Sonntag Nachmittag bestand Dieter auf einen Ausflug. Ich war müde, hatte keine Lust, aber er drängelte so lange, bis ich endlich mitfuhr. Er wollte mir nicht verraten, wo er hin wollte. Wir fuhren durch diese wundervolle Landschaft, immer weiter in die Hügel und plötzlich machte er auf der Landstraße eine Vollbremsung, fluchte, setze ein Stück zurück und bog in einen Feldweg ein, der kaum zu erkennen gewesen war. Der Weg war völlig eingewachsen und er musste den Allrad zuschalten, um das letzte Stück zu schaffen. Eine letzte Kurve und dann hielt er auf einem kleinen Plateau. Eine großes altes Herrschaftshaus stand hier. Was für eine Lage. Es thronte auf dem Hügel, der Blick in alle Richtungen war atemberaubend. Er setzte an, etwas zu sagen, aber ich war schon aus dem Auto gesprungen, bestaunte das Haus, das mindestens 200 Jahre alt sein musste. Wie ich diese alten Ruinen liebe. Es war in einem furchtbar schlechten Zustand, das Dach fast völlig eingebrochen, keine Fensterrahmen mehr, überall Löcher in den Außenmauern, sogar einige Risse, vermutlich von Erdbeben. Ringsherum wucherte das Unkraut meterhoch. Ich stand einfach da, überwältigt. In Gedanken ging ich schon die Aufteilung der Räume durch, versuchte zu erkennen, ob noch Dachbalken zu gebrauchen waren, welche Farbe passen würde. Dieter war leise von hinten an mich herangetreten, legte seine Arme um mich.
„Lass es uns kaufen, Chiara. Und hier leben. Lass es für immer sein.“
Ich erschrak. Ein Haus kaufen? Zusammen? Das war eine schwerwiegende Entscheidung. Meine Familie fiel mir ein und ganz kurz, bevor er mein Zögern bemerken konnte, dachte ich daran, wie ich ihn bei unserer ersten Begegnung zurückgestoßen hatte. Und das wollte ich nicht noch einmal tun, und so drückte ich mich einfach ganz fest an ihn und vergrub meinen Kopf an seiner Brust, so dass er meine Tränen nicht sah.

Ich war noch völlig aufgewühlt, als wir zurück ins Dorf kamen und als er gerade den Schlüssel ins Schloß steckte, klingelte das Telefon. Ich sprintete an ihm vorbei, um den Anruf nicht zu verpassen, denn nichts nervt mich mehr, als nicht zu wissen, wer angerufen hat. Es war….mein Vater. Ich hatte ihn lange nicht gesprochen, nur ein paar Mal kurz mit Mama telefoniert. Papa war ich aus dem Weg gegangen. Er ist Sizilianer, und er rastet noch schneller aus als ich, was wirklich etwas heißen will.
„Ciao Chiara“, staubtrocken.
„Ciao Papà“, distanziert.
„Es wird Zeit, dass Du nach Hause kommst. Wir müssen reden.“
Ich schwieg lange, bis ich ein „Si, Papà“ rauspresste.
Ich würde hinfahren müssen. Noch länger konnte ich es nicht aufschieben. Und mir war klar, was ich zu hören bekommen würde…

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…der morgen war kühl, obwohl sich das Gewitter, das in der Nacht getobt hatte, schon weit raus aufs Meer zurückgezogen hatte. Ich war viel zu leicht angezogen, und als ich die Vespa am Strand abstellte, hatte ich Gänsehaut am ganzen Körper. Eigentlich war ich noch zu jung, um sie schon fahren zu dürfen, aber so früh war fast noch niemand unterwegs und ich hatte bis zum Strand darauf geachtet, nur kleine Kiesstraßen zu nehmen, auf denen normalerweise keine Polizei unterwegs ist.
Die Sonne stieg gerade aus dem Meer und wurde zum Teil noch von der Gewitterfront verdeckt, was dem Himmel ein bizarres Aussehen verlieh. Ich ließ meine Schuhe zurück und lief in großen Sprüngen runter ans Meer. Der Sand war eiskalt, so früh am morgen. Kaum zu glauben, dass man ihn gegen Mittag schon nicht mehr barfuß betreten würde können. Die Plastiktüte am Handgelenk schlurfte ich durch das seichte Wasser nah am Ufer und blieb nur gelegentlich kurz stehen, wenn ich eine brauchbare Muschel ausgraben konnte. Mama würde sie später mit Knoblauch und Kräutern kochen und als Beilage zur Pasta zum Mittagessen geben.
Ich weiß bis heute nicht, was diesen Morgen so seltsam machte, die Stimmung der aufgehenden Sonne mit den Gewitterwolken, die ungewöhnliche Kälte für Anfang September, ich habe keine Ahnung. Irgendwann wurde mir bewusst, dass viel zu wenig Menschen am Strand waren. Normalerweise sind um diese Zeit immer schon einige Muschelsucher, Jogger oder Spaziergänger auf den Beinen. Ich aber war alleine. Weil ich wenig Muscheln fand, lief ich anders als sonst auch noch weit über den Leuchtturm hinaus. Der Freistrand hier war berüchtigt, Nachts ließ sich hier niemand blicken. Dieser Abschnitt ist schmutzig, Treibgut wird nicht entfernt, Muschelreste nicht aufgesammelt. Zerbrochene Flaschen und Reste von Lagerfeuern erzählten die Geschichten von wilden Partys.

Strand

Am Strand sah ich ein Boot, ein altes Fischerboot, klein, schäbig. Drei Jungs standen dort. Als ich auf ihrer Höhe war, glotzten sie interessiert zu mir herüber.
„Was suchst Du?“
„Muscheln.“ antwortete ich zaghaft.
„Und, schon welche gefunden?“ mischte sich der Zweite ein.
„Geht so.“
Ich ging jetzt etwas schneller, ich wollte weiter.
„Schau dir das hier mal an.“ er zeigte auf das alte Boot.
„Nein, ich, ähm, habe keine Zeit.“
Unsicher. Ich war viel zu unsicher. Jedes Tier merkt, wenn du unsicher bist, hatte mir mein Vater beigebracht. Und das ist nie gut.
„Komm, es dauert nicht lang, du musst das sehen.“ er deutete wieder auf das Boot.
Ich sah mich um. Niemand weit und breit. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Vielleicht ganz kurz schauen und das dann als Anlass nehmen, direkt hoch zur Straße zu laufen, weg vom Strand…
Ich näherte mich dem Boot.
„Hier, da drin, schau.“ sagte er wieder.
Ich hatte das Boot erreicht, blieb etwas davor stehen, reckte den Kopf, um über den Rand zu blicken. Natürlich war da nichts, das Boot war leer und als ich gerade kehrt machen wollte, spürte ich die Hand des Einen an meinem Po. Ich schlug sie weg und funkelte ihn böse an. Der links von mir griff nach meiner Brust und ich trat nach ihm, verfehlte ihn aber und der Dritte nutzte diesen Moment um von hinten meine Arme zu packen und sie auf den Rücken zu drehen. Ich zappelte wie verrückt, versuchte nach den beiden anderen zu treten, erwischte den Einen zwischen den Beinen worauf er mir eine Ohrfeige verpasste, die mir ganz kurz die Besinnung nahm. Ich wurde nach hinten gezogen, konnte mich nicht auf den Beinen halten und fing an zu schreien. Die Hand, die mir der Kerl hinter mir daraufhin auf den Mund presste, roch widerlich und ich versuchte rein zu beißen, aber er drückte so fest zu, dass mir die Luft weg blieb. Während mir einer die Shorts runterriss zog der andere bereits seine Badehose herunter und dann vergewaltigten sie mich nacheinander, einer sogar zwei mal.
Ich weiß nicht mehr, was damals in mir vorging. Ich habe alle Gedanken und Gefühle daran jahrelang völlig unterdrückt. Und als ich irgendwann so weit war, dieses Erlebnis aufzuarbeiten, habe ich am Ende alles gelöscht.

Als sie von mir abgelassen hatten, lag ich wimmernd am Strand. Mir tat alles weh und als ich mich halb aufrichtete sah ich, dass meine Oberschenkel voller Blut waren. Ich versuchte mich an dem Boot hoch zu ziehen und als ich es fast geschafft hatte sackte ich wieder zusammen und schaffte es gerade noch, den Kopf zu drehen und erbrach mich mehrmals in diesen scheiss kalten Sand.

Ich habe keinerlei Erinnerung mehr daran, wie ich nach Hause kam. Ich weiß nur noch, dass ich mich tagelang in meinem Zimmer einsperrte und völlig ohne Regung Tag um Tag über mich ergehen ließ. Ich sprach mit niemandem darüber, ich wollte nicht ein Wort von diesem Erlebnis je aussprechen müssen. Ich lebte nur noch in einem Gefühl aus Ekel, Schmerz und Alpträumen.

Als ich vier Wochen später noch immer meine Regel nicht bekam, wurde zur Gewissheit, was ich schon seit Tagen gespürt hatte. Ich war schwanger.
Ich war ein minderjähriges, lediges, entjungfertes, schwangeres Mädchen in einem kleinen italienischen Dorf. Mein Leben war vorbei, noch bevor es richtig begonnen hatte…

iL Tedesco – Der Deutsche ist soeben als Buch erschienen:

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