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Archive for the ‘DAILY-Weihnachtscountdown’ Category

Es ist schon ein bisschen her, aber da ein Tannenbaum darin vorkommt und mich das Erlebnis tief beeindruckt hat, passt es finde ich ganz gut zu Weihnachten.

Er ist achtzig und sein Leben hat er auf seinen Feldern verbracht. Er zeigt mir seinen Hof, und will wissen, wie wir das in Italien machen. Er versteht mich nicht sehr gut, weil seine Ohren nicht mehr so wollen, ich verstehe ihn nicht so gut, weil mein Deutsch nicht für Dialekte reicht. Aber unsere Herzen sprechen die gleiche Sprache. Dann zeigt er mir den Baum. Dazu deutet er in einem der Ställe auf ein Fenster, es geht zur Nordseite, gleich gegenüber, nicht mal ein Meter, ist eine hohe Mauer. Es ist dunkel in dieser schmalen Gasse, kalt, und nie scheint dort die Sonne. Ich sehe die Spitze eines Tannenbaums, ein paar zartgrüne Ästchen. Vor vielen Jahren, erzählt er, entdeckte er dort unter dem Fenster ein kleines Tannenbäumchen, nur ein paar Nadeln, ein paar Zentimeter hoch. “Ich habe mir vorgenommen, so lange zu leben, bis das Bäumchen so hoch ist, dass ich es von hier drin aus sehen kann. Jetzt, wo es soweit ist, ist jeder Zentimeter mehr ein Geschenk.” Er lächelt dabei, zufrieden. Ich wünsche ihm noch viele Zentimeter.

(Die Geschichte stammt aus meiner Rubrik Daily, erschienen Februar 2012)

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Wieder hab ich es nicht geschafft, die guten Vorsätze auch tatsächlich zu leben. Gestern war wieder einer dieser „Big-Points“, diese Termine, bei denen es ja jedesmal wieder um „den großen Deal“ geht. Wie ich es hasse! Wochenlange Vorbereitungen – und dann einen Termin zur Unterschrift, genau am Montag. Und, wie jedesmal, kommt am Freitag in letzter Sekunde noch ein Problem um die Ecke, mit einem großen Schild auf der Stirn: „Ich bin der Deal-Breaker“. Es lacht dir höhnisch ins Gesicht, stürzt die ganze Tagesplanung über den Haufen und schickt dich dann Freitagabend, wenn du alles versucht hast, in ein ungewisses Wochenende. Der Montag dann begann mit Magenschmerzen und einem Mammutprogramm, um den Fünfzehn-Uhr-Termin zu retten. Auf dem Weg zum Meeting dann gnadenloser Stau. Nervös auf das Lenkrad trommelnd, eine Zigarette nach der anderen aus dem Fenster blasend, blickt man um sich herum in andere angespannte Gesichter. Scheinbar fährt die ganze Welt entweder für wichtige Deals oder für wichtige Geschenke in die Innenstadt. Der Blick fokussiert sich nur noch auf den Abstand zum Vordermann. Nur keinen Millimeter verschenken, keinen reindrängen lassen, die Uhr ignorieren, die gnadenlos runterzählt, zum Meetingbeginn. Auch nach drei Jahren hier bin ich immer noch nicht orstkundig genug, die geheimen Schleichwege zu kennen. Nutze ich die Seitenstraßen, lande ich jedesmal fluchend in Sackgassen oder in noch mehr Stau. Beim Termin dann das Gute-Laune-Gesicht aufsetzen und jede Pause mit sinnlosem smalltalk füllen, damit nur ja keiner auf die Idee kommt, das Ganze doch noch platzen zu lassen. Natürlich geht, wie immer, alles glatt. Und, wie immer, verliert man Nerven, die einem wochenlang fehlen werden, bis sie sich regeneriert haben. Zurück am Auto dann, sieht man plötzlich die festlichen Lichter, mit denen sich die Stadt fein gemacht hat. Eine Weihnachtsdeko in einem Schaufenster fällt auf, der kleine beleuchtete Baum im Fenster einer Wohnung, ganz oben, wird einem plötzlich bewusst. Im Stau, zurück nach Hause, lächelt man plötzlich alle anderen an, die immer noch verbissen vor sich hin starren. Und dann kommt plötzlich die Erkenntnis. Was wäre gewesen, man hätte die ganzen vier Tage gelächelt? Sich gar keine Sorgen gemacht? Keine Ängste gehabt? Keine Nerven verloren? Wie einfach hätte man es haben können, hätte man einfach vertraut.
Aber das nächste Mal, das nächste Mal schaffe ich das. Ganz bestimmt.

xmas

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Ich liebe ja Adventskalender. Warum? Weil sie die Tage des Vorweihnachtswahnsinns runterzählen und man somit weiß, wann der ganze Irrsinn endlich vorbei ist. Kinder dagegen lieben die Dinger wegen des Inhalts. Klar, jeden Tag ein Stück Schokolade und die Vorfreude, endlich das große Türchen zu öffnen. Das große Bonusstück zu essen und zu wissen, endlich gibts Geschenke. Ich neige ja in vielem zur Übertreibung, und das ist bei Adventskalendern nicht anders. Alessandra hat einen „normalen“ mit Schokolade (aber natürlich den Big-Pack-Kalender, mit extra großen Stücken), dazu dann den zum Aufhängen, mit den Täschchen, die ich prall gefüllt habe, mit zusätzlichen Leckereien. Dann noch den, der statt Schokolade kleine Gadgets für Mädchen enthält. Modeschmuck, Schminksachen und anderen Kram. Es ist richtig Arbeit, die ganzen Kalender jeden Tag zu leeren. Aber, und darum erzähle ich das eigentlich, es gibt noch einen Kalender. Und das ist der Favorit. Er ist aus Karton. Wie alt er ist, weiß ich nicht. Vermutlich so siebzig oder achtzig Jahre. Er hat auch keine vierundzwanzig Türchen, sondern beginnt erst am sechsten Dezember. Meine Mutter hatte ihn als Kind. Er war praktisch, weil er nichts enthielt, so konnte man ihn jedes Jahr wiederverwenden. Er zeigt ein Bild mit einer Krippe und einem wundervollen dunkelblauen Sternenhimmel. Auf der Rückseite sind Schieber, aus Papier. Jeden Tag betätigt man einen, und dann erscheint etwas Neues auf der Vorderseite. Mal ein Vogel, ein Eichhörnchen, ein Weihnachtsstern. Wenn ich den Kalender betrachte, kann ich mir vorstellen, wie es gewesen sein muss, für die Kinder, damals, als es nichts gab, außer dieses Bild, das sich langsam füllte, bis zum heiligen Abend. Und dann habe ich manchmal Tränen in den Augen und denke, das ist es eigentlich, worum es gehen sollte. Sein Herz zu füllen, mit schönen Kleinigkeiten, jeden Tag ein bisschen.

Adventszeit

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Tja, wie versprochen (schön blöd von mir), beginnt der Countdown für Weihnachten. Nachdem der Tag heute eher aus der Hölle kam, fange ich mit dem Thema Weihnachtsbeleuchtung an. Da ich ja beim Essen und beim Rotwein zu schwerster Übertreibung neige, tue ich das natürlich auch mit der Weihnachtsdeko außen am Haus. Okay, ein bisschen schuld sind eigentlich meine Nachbarn, echt, ich schwöre, die haben mit dem Wettrüsten angefangen. Aber hey, wenn irgendein Jumbo denkt, dass sei die Landebahnbeleuchtung, dann will ich der Sieger sein, dann möchte ich ihn auch auf meiner Dachterrasse haben…
Also habe ich die letzten Jahre, die ich hier war, immer mehr Zeug gekauft, in Farbe und bunt. LED-Schläuche, Lichterketten, beleuchtete Schlitten und was es noch alles gibt. Dazu braucht man dann irgendwann natürlich auch noch diverse wetterfeste Steckdosenverteiler, um alles auch schön mit Strom zu versorgen. Jedenfalls, wenn ich abends meine Beleuchtung anschalte, dann flackern im ganzen Viertel kurz die Lichter in den Wohnungen und im für mich zuständigen AKW springt der dienst habende Servicemitarbeiter erschrocken auf und fährt ein paar zusätzliche Reaktoren hoch.

Da ich Kälte nicht vertragen kann und Pfusch am Bau hasse (ja, echt, es gibt sie, diese Italiener, wie mich, die das nicht abkönnen), warte ich immer einen möglichst sonnigen Tag Anfang Dezember ab, um das alles zu montieren. Für die Befestigung kommen nur die besten und stärksten Kabelbinder in Frage. Und nein, nicht so drei Stück auf fünfzig Meter Deko. Bei mir ist alles bombenfest, und einem Orkan lacht meine Deko nur höhnisch ins Gesicht. Die Kabelbinder werden exakt – und ich meine wirklich exakt – alle zehn Zentimeter festgezurrt. Mister Monk könnte meine Installation abnehmen, er würde keine Abweichung finden. Die Südseite habe ich ganz nett gemacht, aber die sieht man nur von der Wohnung aus. Die Nordseite der Terrasse, das ist die Seite, die sehen alle Nachbarn und auch von der Straße aus ist sie gut im Blick. Die Nordseite, die habe ich perfekt gemacht. Gefühlte acht Kilometer LED-Schläuche in allen Farben, Lichterketten, ein beleuchtetes Rentier. Das volle Programm! Ich habe Stunden gebraucht, um, ich gebe es zu, meine Eitelkeit zu befriedigen und allen anderen endlich zu zeigen, wer dem Frosch die Locken kämmt. Abends dann, es dämmerte gerade, habe ich einen guten Rotwein geöffnet, schöne Musik angemacht (Corelli) und Alessandra gerufen. Der Hauptschalter für die Südseite war nur Aufwärmprogramm. Gedrückt, genickt, nett. Aber jetzt, der große Moment: feierlich drücke ich den Hauptschalter für die Nordseite. Andächtiges Schweigen, ein kurzes Nicken, klick. Und: nichts! Kein einziges Licht ging an, null, absolute Finsternis. Ich hätte heulen können. Die ganze Arbeit, Hunderte von Kabelbindern, das jetzt alles abmachen, neu machen, austauschen? Und dann, plötzlich, dieses Glitzern, aus dem Augenwinkel nur. Die Südseite. Die, die keiner sieht, außer wir in der Wohnung. Sie erschien mir plötzlich so schön, so glitzernd, so betörend. Und das war der Moment, in dem mir klar wurde, wie einfach es ist, sich an den Dingen zu freuen, die man selbst sieht, und nicht an den Dingen, die man macht, um andere zu beeindrucken…

-Fortsetzung folgt-

Deko

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Alle Jahre wieder beginnt mit dem ersten Dezember die besinnliche Vorweihnachtszeit. Es werden Plätzchen gebacken, man liest mit dem Kind entspannt Weihnachtsgeschichten, hat bereits im November alle Geschenke besorgt und bereitet sich besinnlich heiter auf das größte Fest des Jahres vor. Sodann, am Vierundzwanzigsten, trifft sich die glückliche große Familie unter dem Weihnachtsbaum, um nach einem gemeinsamen Liedchen fröhlich die Geschenke auszupacken. Alle sind adrett gekleidet und haben ein völlig gechilltes Lächeln im Gesicht. Klingt wie aus einem Werbespot für Tütensuppen (den mit der „wir sind die beste Familie und lieben Mutti für ihr tolles Essen“)? Ja, genau! Denn meine Realität sieht anders aus. Pünktlich zum ersten Dezember dreht alles plötzlich dauerhaft in den roten Bereich. Meine Laune geht in den Keller (aber nicht um zu lachen), mein Körper spielt verrückt, meine Seele schmerzt und alles wird zur Last. Die tausend Kleinigkeiten, die noch zu erledigen sind, die Bedürfnisse der Familie, die einen überrollen, die Gesellschaft, die Konsum und Weihnachtsgehorsam einfordert, die unzähligen Weihnachtsfeiern, Deadlines im Job, backen soll man auch noch, die Wohnung dekorieren, den Baum aussuchen und was weiß ich nicht noch alles. Dazu Klugschwätzer, die nichts anderes zu tun haben, als der Welt den so wichtigen Unterschied zwischen Weihnachten und Heiligabend zu erklären. Jedes Jahr das Gleiche. Ich könnte kotzen (Entschuldigung), was man sich antut. Am Vierundzwanzigsten dann breche ich regelmäßig gepflegt unterm Baum zusammen und mache drei Kreuze, wenn der ganze Schmus endlich vorbei ist. Doch dieses Jahr sage ich: STOP! Ich mache das nicht mehr mit. „Du willst Weihnachten verweigern?“, kommt sofort die entsetzte Frage. Nein! Mein Plan ist viel perfider. Es ist ein „Fuck-the-system-Plan“. Hinterhältig, berechnend, genial.

Dieses Jahr schlage ich das System mit seinen eigenen Waffen. Ich werde Weihnachtsjunkie. Dieses Mal will ich den ganzen Spaß! Alles! Das komplette Programm!
Ich schmeiße mich mit einem lauten „Hurra“ in dieses Weihnachten. Ich sauge es in mir auf, überwältige es mit meiner Liebe und genieße es in vollen Zügen. Es wird mir keine Last sein, nein, es wird mir ein Vergnügen sein. Und, was kein Vergnügen ist, wird einfach nicht gemacht. Dieses Mal will ich unter dem Baum tatsächlich glücklich lächelnd stehen, mit diesem „Hach, ist das nicht wunderbar-Blick“.

Und um ganz sicher zu gehen, dass ich mich nicht wieder von Stress, Hektik und doofen Mitmenschen einlullen lasse, gibts ab heute „Chiaras-Weihnachts-Countdown“. Jeden Tag eine kleine Geschichte, was so passiert ist, entweder, um Schönes zu teilen, oder, um Nerviges zu verarbeiten, vielleicht auch, um Nachdenkliches weiterzugeben.

Was ich genau schreiben werde, weiß ich noch nicht, lasst euch einfach mal zusammen mit mir überraschen.

Viel Vergnügen. Und schon mal Dingens, äh, schöne Weihnachten!

Weihnachtskugeln

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