Tja, wie versprochen (schön blöd von mir), beginnt der Countdown für Weihnachten. Nachdem der Tag heute eher aus der Hölle kam, fange ich mit dem Thema Weihnachtsbeleuchtung an. Da ich ja beim Essen und beim Rotwein zu schwerster Übertreibung neige, tue ich das natürlich auch mit der Weihnachtsdeko außen am Haus. Okay, ein bisschen schuld sind eigentlich meine Nachbarn, echt, ich schwöre, die haben mit dem Wettrüsten angefangen. Aber hey, wenn irgendein Jumbo denkt, dass sei die Landebahnbeleuchtung, dann will ich der Sieger sein, dann möchte ich ihn auch auf meiner Dachterrasse haben…
Also habe ich die letzten Jahre, die ich hier war, immer mehr Zeug gekauft, in Farbe und bunt. LED-Schläuche, Lichterketten, beleuchtete Schlitten und was es noch alles gibt. Dazu braucht man dann irgendwann natürlich auch noch diverse wetterfeste Steckdosenverteiler, um alles auch schön mit Strom zu versorgen. Jedenfalls, wenn ich abends meine Beleuchtung anschalte, dann flackern im ganzen Viertel kurz die Lichter in den Wohnungen und im für mich zuständigen AKW springt der dienst habende Servicemitarbeiter erschrocken auf und fährt ein paar zusätzliche Reaktoren hoch.
Da ich Kälte nicht vertragen kann und Pfusch am Bau hasse (ja, echt, es gibt sie, diese Italiener, wie mich, die das nicht abkönnen), warte ich immer einen möglichst sonnigen Tag Anfang Dezember ab, um das alles zu montieren. Für die Befestigung kommen nur die besten und stärksten Kabelbinder in Frage. Und nein, nicht so drei Stück auf fünfzig Meter Deko. Bei mir ist alles bombenfest, und einem Orkan lacht meine Deko nur höhnisch ins Gesicht. Die Kabelbinder werden exakt – und ich meine wirklich exakt – alle zehn Zentimeter festgezurrt. Mister Monk könnte meine Installation abnehmen, er würde keine Abweichung finden. Die Südseite habe ich ganz nett gemacht, aber die sieht man nur von der Wohnung aus. Die Nordseite der Terrasse, das ist die Seite, die sehen alle Nachbarn und auch von der Straße aus ist sie gut im Blick. Die Nordseite, die habe ich perfekt gemacht. Gefühlte acht Kilometer LED-Schläuche in allen Farben, Lichterketten, ein beleuchtetes Rentier. Das volle Programm! Ich habe Stunden gebraucht, um, ich gebe es zu, meine Eitelkeit zu befriedigen und allen anderen endlich zu zeigen, wer dem Frosch die Locken kämmt. Abends dann, es dämmerte gerade, habe ich einen guten Rotwein geöffnet, schöne Musik angemacht (Corelli) und Alessandra gerufen. Der Hauptschalter für die Südseite war nur Aufwärmprogramm. Gedrückt, genickt, nett. Aber jetzt, der große Moment: feierlich drücke ich den Hauptschalter für die Nordseite. Andächtiges Schweigen, ein kurzes Nicken, klick. Und: nichts! Kein einziges Licht ging an, null, absolute Finsternis. Ich hätte heulen können. Die ganze Arbeit, Hunderte von Kabelbindern, das jetzt alles abmachen, neu machen, austauschen? Und dann, plötzlich, dieses Glitzern, aus dem Augenwinkel nur. Die Südseite. Die, die keiner sieht, außer wir in der Wohnung. Sie erschien mir plötzlich so schön, so glitzernd, so betörend. Und das war der Moment, in dem mir klar wurde, wie einfach es ist, sich an den Dingen zu freuen, die man selbst sieht, und nicht an den Dingen, die man macht, um andere zu beeindrucken…
-Fortsetzung folgt-

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