Wieder hab ich es nicht geschafft, die guten Vorsätze auch tatsächlich zu leben. Gestern war wieder einer dieser „Big-Points“, diese Termine, bei denen es ja jedesmal wieder um „den großen Deal“ geht. Wie ich es hasse! Wochenlange Vorbereitungen – und dann einen Termin zur Unterschrift, genau am Montag. Und, wie jedesmal, kommt am Freitag in letzter Sekunde noch ein Problem um die Ecke, mit einem großen Schild auf der Stirn: „Ich bin der Deal-Breaker“. Es lacht dir höhnisch ins Gesicht, stürzt die ganze Tagesplanung über den Haufen und schickt dich dann Freitagabend, wenn du alles versucht hast, in ein ungewisses Wochenende. Der Montag dann begann mit Magenschmerzen und einem Mammutprogramm, um den Fünfzehn-Uhr-Termin zu retten. Auf dem Weg zum Meeting dann gnadenloser Stau. Nervös auf das Lenkrad trommelnd, eine Zigarette nach der anderen aus dem Fenster blasend, blickt man um sich herum in andere angespannte Gesichter. Scheinbar fährt die ganze Welt entweder für wichtige Deals oder für wichtige Geschenke in die Innenstadt. Der Blick fokussiert sich nur noch auf den Abstand zum Vordermann. Nur keinen Millimeter verschenken, keinen reindrängen lassen, die Uhr ignorieren, die gnadenlos runterzählt, zum Meetingbeginn. Auch nach drei Jahren hier bin ich immer noch nicht orstkundig genug, die geheimen Schleichwege zu kennen. Nutze ich die Seitenstraßen, lande ich jedesmal fluchend in Sackgassen oder in noch mehr Stau. Beim Termin dann das Gute-Laune-Gesicht aufsetzen und jede Pause mit sinnlosem smalltalk füllen, damit nur ja keiner auf die Idee kommt, das Ganze doch noch platzen zu lassen. Natürlich geht, wie immer, alles glatt. Und, wie immer, verliert man Nerven, die einem wochenlang fehlen werden, bis sie sich regeneriert haben. Zurück am Auto dann, sieht man plötzlich die festlichen Lichter, mit denen sich die Stadt fein gemacht hat. Eine Weihnachtsdeko in einem Schaufenster fällt auf, der kleine beleuchtete Baum im Fenster einer Wohnung, ganz oben, wird einem plötzlich bewusst. Im Stau, zurück nach Hause, lächelt man plötzlich alle anderen an, die immer noch verbissen vor sich hin starren. Und dann kommt plötzlich die Erkenntnis. Was wäre gewesen, man hätte die ganzen vier Tage gelächelt? Sich gar keine Sorgen gemacht? Keine Ängste gehabt? Keine Nerven verloren? Wie einfach hätte man es haben können, hätte man einfach vertraut.
Aber das nächste Mal, das nächste Mal schaffe ich das. Ganz bestimmt.
Noch 8 Tage – Chiaras Weihnachtscountdown
Dezember 17, 2013 von Chiara Ravenna (ladyitaly)
ja, das nächste mal bestimmt. 🙂 und ich glaube auch noch ans Christkind.
Man kann in gewissen Situationen nicht über den eigenen Schatten springen. Charakterzüge lassen sich nicht ausblenden. Deine Gewissenhaftigkeit kannst du nicht ablegen. Und das ist gut so. Wenn du diese Gefühle nicht mehr hast, dann bist du reif, aufzuhören. Denn dann hast Du aufgehört, dich für eine Sache zu engagieren, mit Leidenschaft dabei zu sein und dem Kunden das Beste zu geben. Wenn man das nicht mehr kann sollte man wirklich aufhören, denke ich.
Ändere also nichts an deiner Einstellung und deinem Verhalten, wenn es um den „Big Deal“ geht, das ist auch ein Stück pures Leben.
Soooo schön geschrieben. Ein herrlicher Blogspot.
Freundliche Grüsse Marco Gotsch
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