Als ich gerade durchs Dorf lief, um mir noch ein wenig die Beine zu vertreten, stand ich plötzlich vor der Bar an der Piazza. Es ist kalt heute Abend, ein sternenklarer Himmel, und da wir hier etwas höher sind, ein wirklich frischer Abend. Also ging ich rein, und war sofort wieder das kleine Mädchen. Seit ich denken kann, gibt es diese Bar. Hier wurde früher die Post für die weiter entfernten Häuser abgegeben, hier spielte man Lotto, erfuhr alle Nachrichten. Die Alten sitzen beim Kartenspiel, ein Glas Wein vor sich, an dem sie gelegentlich nippen, während sie ihre Mitspieler belauern. Es gibt Zeitungen, Zigaretten, Telefonkarten. Die Espressomaschine brummt vor sich hin, an der Decke dreht sich der Ventilator und keiner schert sich um das landesweite Rauchverbot. Eine Polizeistation gibt es ohnehin nicht in der Nähe. So war es vor 20 Jahren und so ist es immer noch. Ein eigener Mikrokosmos, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Wenn man damals Glück hatte, bekam man ein Eis.
Heute bestelle ich mir ein kleines Bier und Lucca, der die Bar von seinem Vater übernommen hat, zwinkert mir zu. Es ist, als wäre ich nie weggewesen. Es ist spät, aber Luccas Sohn stampft noch durch die Bar, schaut flehend auf die Eistheke und ich weiss, hier wird sich auch in 20 Jahren nichts ändern.
Hier noch ein Foto, dass ich heute Nachmittag gemacht habe.
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