Tja, nun ist er vorbei, der Sommer. Irgendwann endet er ja immer, aber … wenn du jetzt denkst, ui, ein de-Ja-Vus, den Text kenn ich doch … jaha, dann hast du recht. So schrieb ich letztes Jahr schon einmal, als ich hochmotiviert dachte, jetzt ziehe ich wieder voll durch. Aber es ging nicht. Noch nicht. Ich war wie gelähmt und hatte einfach nur die Sehnsucht, weiter das zu tun, was ich den ganzen Sommer getan hatte. Menschen treffen, arbeiten, so richtig, körperlich, auf unserem Hof, in den Weinbergen, mit den Tieren und auf den Feldern.
Und deshalb kommt jetzt tatsächlich zum Großteil der Text, den ich vor einem Jahr schon schrieb, denn es hatte sich einfach nichts geändert, an dieser Sehnsucht, nach dem einfachen Leben.
… und plötzlich war da dieses Gefühl. Diese nicht mehr gekannte Ruhe, dieses Sich-Treiben-Lassen. Ich weiß nicht mehr, wann genau es war, aber plötzlich konnte ich die Hinweistöne meines Handys nicht mehr ertragen. Plötzlich war es mir selbst zu viel, private Nachrichten zu beantworten, jeden Tag immer akribisch alles abzuarbeiten. Und so habe ich mein Handy irgendwann einfach abgeschaltet und in die Schublade gelegt. Wer mich erreichen wollte, konnte das ganz klassisch über meinen Festnetzanschluss tun. Und wenn ich unterwegs war – dann war das eben so. Kein Anrufbeantworter, keine Nachrichtenanzeige über verpasste Anrufe. Ein unglaubliches Gefühl! Und dazu eine ungeheure Dankbarkeit, sich diesem Luxus hingeben zu dürfen – im einundzwanzigsten Jahrhundert.
Wenn man mich gefragt hat, was ich denn so treibe, im Urlaub, der eigentlich kein Urlaub war, sondern einfach ein langes Jahr, dann habe ich meist erst mal mit den Schultern gezuckt. Ich habe nichts Außergewöhnliches unternommen. Ich war am Meer, habe dort endlos lange Tage einfach genossen, war in den Bergen, bin viel Rad gefahren und habe noch mehr gegessen, neue Restaurants entdeckt und die Kontakte zu alten gepflegt. Ein Artikel fiel mir ein, von einem Designer, den ich vor vielen Jahren mal gelesen habe. Der war im Sommer immer mit seiner Familie am Meer und sagte, er reduziere sich dann auf die drei Grundbedürfnisse: spielen, essen, schlafen.
Es war eine schöne Auszeit. Und weil ich sie vorher nicht angekündigt habe, war ich auch nie unter Druck, sie beenden zu müssen. Aber ich hatte das auch so gar nicht geplant, es hat sich ergeben, nach und nach, dieses Loslassen. Es tut gut, nicht mehr bei jedem Summen des Handys aufzuspringen, es tut gut, wieder zu der Gelassenheit gefunden zu haben, die ich früher hatte, als ich mir nicht wegen allem ständig Gedanken gemacht habe.
Und natürlich steigert so eine Phase auch die Kreativität. Ich habe unzählige Buchideen entwickelt, durchdacht, wieder verworfen, einfach genossen, dass sich nach und nach neue Ideen herauskristallisiert haben. Früher hatte ich immer wieder mal – ganz klassisch – während der Arbeit an einem Roman diese Phasen, in denen einfach nichts geht, eine Schreibblockade. Diesmal ging es mir aber nach meinem letzten Roman so, kurz nachdem ’’Die Sizilianerin’’ veröffentlich war, konnte ich mir nicht mehr vorstellen, noch mal ein Buch zu schreiben. Gedankenchaos im Kopf!
Tief in mir drin bin ich das Mädchen vom Land. Ich habe das einmal in einem Buch beschrieben, diese Zeit, die einem ein ganzes Jahr lässt, wenn man aussät, bis man erntet. Pflanzen wachsen nicht in wenigen Minuten. Sie fordern auch nicht im Sekundentakt deine Aufmerksamkeit. Sie sind Teil eines großen Ganzen, wie wir alle. Mich hat die Hektik der sozialen Netzwerke zuletzt einfach oft überfordert.
Ich werde mich künftig mehr auf Inhalte konzentrieren, über meine aktuellen Projekte berichten, ein bisschen plaudern. Aber ich möchte mich damit nicht mehr hetzen, es ruhiger angehen, mich wieder mehr aufs Schreiben konzentrieren. Ihr hört also überwiegend auf meinem Blog von mir, auf meiner FB-Seite und auf Instagram. Und wer es gerne schnell serviert bekommt, kann all diese Inhalte auch bequem mit meiner App abrufen.
Und nun heißt es, ein paar gute Flaschen Rotwein bereitzulegen, denn nichts macht den Herbst erträglicher, als ein tröstender Schluck von einem Wein, der die Erinnerung an sonnige Tage in seinen Trauben gespeichert hat.
Eure
Chiara Ravenna
Schön, wieder einmal von dir zu hören!!!
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Schön wieder von dir zu lesen….
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Schön, wieder etwas von Dir zu hören (lesen)! 😉
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