Tag 1 – Abreise und Ankunft
Ich verlasse München gegen halb neun Uhr Abends und bin in Hochstimmung, endlich darf ich nach Hause, wenn auch nur für eine Woche.
In Kufstein bin ich in einer dreiviertelstunde, am Brenner bereits nach zwei Stunden, und als ich das Grenzschild zu Italien sehe, bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper. Obwohl ich kaum geschlafen habe, bin ich so aufgedreht, dass ich die kurvige Autobahn in Südtirol ohne große Pause durchfahre. Zwei kurze Kaffestops genügen mir. Erst bei Verona werde ich langsam so müde, dass ich ein wenig schlafen muss.
Durch die Poebene führt mich der Mond, mit dem ich fast alleine auf der Strecke bin und gegen fünf Uhr morgens tanke ich, kurz bevor die Autobahn endet, an der letzten Tankstelle.
Ich wollte unbedingt zum Sonnenaufgang am Meer sein und als ich gegen halb sechs aus dem Auto steige, bin ich tatsächlich rechtzeitig da.
Es ist kalt und die Übermüdung tut ihr Übriges, so dass ich frierend das kurze Stück zum Leuchtturm laufe, an dem ich so oft war.
Tränen laufen mir übers Gesicht, als ich endlich wieder aufs Meer blicken darf und obwohl mir so kalt ist, bleibe ich fast eine Stunde und stehe einfach so da und kann es kaum glauben.
Dann fahre ich in mein Haus und lasse meine Tasche im Wohnzimmer einfach fallen, laufe durch alle Räume, schaue mir alles an, und obwohl es so klein ist hier, fast eng, und obwohl ich jetzt Monate in dieser viel zu großen Wohnung war, fühle ich mich sofort wieder Zuhause.
Ich dusche und dann gehe ich zurück zum Strand und Mario schließt gerade sein Bagno auf und als er mich kommen sieht strahlt er und ich renne los und fliege in seine Arme und er küßt mich ab und ich muss schon wieder heulen. Ich bekomme Caffè und ein Hörnchen mit Puddingfüllung, das klassische italienische Frühstück – elend ungesund, aber einfach unübertroffen.
Ich bin um 13.00 Uhr mit Freunden bei „Da Carlo“ verabredet, zum Mittagessen. Das fällt mir wieder ein, als ich gegen halb eins aufwache. Ich hatte mich hingelegt, und jetzt fühle ich mich, als hätte ich einen Jetlag. Hektisch springe ich ins Bad und weiß, dass ich das nie schaffen werde, bis eins. Ich merke, wie mein Puls steigt, bis mir plötzlich einfällt, dass ich Zuhause bin, in Italien. Eine Verabredung um eins ist eine ungefähre Zeitangabe. Niemand erwartet von mir, dass ich pünktlich da bin, niemand wird ärgerlich, wenn ich mich verspäte. Ich muss grinsen, schalte einen Gang zurück und komme irgendwann gegen halb zwei bei Da Carlo an. Das Restaurant liegt direkt am Strand, es gibt hier den besten Fisch an der ganzen Küste. Ich sage das nicht nur, weil Carlo mein Onkel ist – aber natürlich spielt es auch eine Rolle.
Meine Freunde sitzen draußen, an den Tischen, die direkt am Strand stehen und einen wundervollen Blick aufs Meer bieten. Als mich Carlo sieht, werde ich wieder abgeküßt, ich heule wieder und weiß jetzt schon, dass sich dieses Spiel die ganzen nächsten Tage wiederholen wird. Onkel Carlo bringt mir zuerst eine Vorspeise (er nennt es so), einen riesen Teller mit frittiertem gemischten Fisch, und danach gegrillte Tintenfische und wir reden alle durcheinander und ich beantworte tausende von Fragen und durch die Übermüdung und die vielen Eindrücke achte ich nicht so darauf, und plötzlich merke ich, dass ein Liter Wein mich doch heftig wegzubeamen beginnt, und ich versuche mit sehr viel Espresso gegenzusteuern und schließlich bin ich so satt und so voll, dass ich mich kaum mehr rühren kann und fühle mich so wohl wie schon lange nicht mehr.
Vom Lokal gehen wir an den Strand und die Ersten schwimmen bereits im Meer und ich ziehe meine Schuhe aus und genieße dieses gefühl, dass so lange Zeit für mich selbstverständlich gewesen war, bis ich fortgegangen bin.
Am Nachmittag schaue ich bei Paolo vorbei, in meiner Bar, in der ich jeden Tag zwei bis dreimal bin, und natürlich folgt dem Abküssen und heulen auch hier ein Glas Wein und ein üppiger Aperitivo.
Heute Abend fahre ich auf unseren Hof, dort treffe ich meine Familie, Verwandte, Bekannte – zu einem großen Abendessen. Es wird spät werden und ich werde dort in meinem alten Zimmer schlafen Aber dazu morgen mehr.
Eine schönes niedergeschriebenes Erlebnis. Heimat ist einfach bei geliebten Menschen aufgenommen zu werden ,die man seit der Kindheit kennt. Ich musste mit einer kleine Traene lächeln
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…bewundernswert…ich beneide Dich!!! Könnte ich doch auch so schreiben!
Schon fast so als würde man es selbst erleben!
Bewundernswert!!!
Hut ab!
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