Tag 3 Abend und Tag 4 mit Abend
Das Fest am Strand ist wunderschön, wir lachen viel, trinken Wein und tanzen bis spät in die Nacht. Ein Feuerwerk am Meer ist etwas ganz besonderes, die vielen Farben die sich auf dem Meer spiegeln, versetzen mich jedesmal in eine ganz besondere Stimmung. Zwischendurch gehe ich ein wenig am Strand entlang und betrachte die Küstenkulisse. Die Lichter der einzelnen Orte sind aufgereit und die weiter entfernten flimmern etwas. Es gibt kaum ein Bild, dass ich so sehr mit dem Somer verbinde, wie diese Lichter, die sich ganz weit in der Ferne langsam verlieren.
Sehr spät fahre ich zu unserem Haus in den Hügeln. Ich kenne die Strecke auswendig, so oft bin ich sie gefahren. Die ganze Zeit habe ich einen kleinen Fiat vor mir und als wir aus dem Ort kommen, überhole ich ihn trotz durchgezogener Linie. Prompt blinken hinter mir die Blaulichter einer Streife auf und ich hoffe, es ist normale Polizei und keine Carabinieri. Aber ich habe Pech, sie setzen sich vor mich und als ich angehalten habe, kommt einer der beiden auf meinen Wagen zu. Ich habe in Deutschland ein paar Sendungen gesehen, über Polizeikontrollen in Deutschland und mich immer gewundert, wie sich die Autofahrer gegenüber den Polizisten verhalten haben. In Italien sollte man das lieber lassen, bei den Carabinieri gleich zweimal. Praktisch ist es so, dass man in Italien, egal was man tut, immer gegen irgendein Gesetz verstößt. Wir haben soviele Gesetze, die kein Mensch kennt oder versteht. Ich habe gleich mehere Probleme, ich war zu schnell, es war Überholverbot und komme von einer Strandparty mit viel Wein. Also grüße ich höflich, während er unbeeindruckt meine Papiere verlangt. Fieberhaft überlege nach einem Aufhänger, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Mein Auto wurde in Deutschland gekauft und ich habe ein deutsches Kennzeichen, da es auf eine Firma von uns in Deutschland zugelassen ist. Also gebe ich ihm statt des Fahrzeugscheins meinen italienischen Pass. Er stutzt kurz und fragt mich mißtrauisch, was ich in einem deutschen Auto mache. Also erzähle ich ihm, dass ich lange nicht hier war, zu meinen Eltern will, zu spät dran bin, meine Mama sich sicher schon Sorgen macht und er fragt mich, wie es in Deutschland sei, wie das Wetter dort ist, und dann erzähle ich ihm von dem neuen Restaurant am Strand und als wir zehn Minuten geplaudert haben, gibt er mir nur auf den Weg, ich solle meine Mama anrufen, und etwas langsamer fahren. Italien eben.
Obwohl ich wenig geschlafen habe, stehe ich früh auf. Ein Bauernhof ist kein Feriencamp und ich gehe in den Stall, miste aus, füttere die Tiere und frage Papa, was heute zu tun ist. Ich repariere einen Zaun, wir reinigen die Futtersilos nach dem Winter und dann fahre ich mit dem Traktor in die Weinberge. Die Stöcke gehören überprüft, hier und da etwas ausgeschnitten, auf Schädlinge untersucht. Es ist herrlich, mit den Händen zu arbeiten, sich schmutzig zu machen und zu sehen, was man geleistet hat. Plötzlich denke ich an Deutschland, dort habe ich etwas kennengelernt, dass ich so bisher nicht kannte. Dieses Gefühl, am Montag morgen fast durchzudrehen, weil soviel in so kurzer zeit zu tun ist, sich der Hektik zu beugen, unsinnige Terminvorgaben ein zu halten, dieses Gefühl, wenn sich der Magen verkrampft, weil man drei Dinge gleichzeitig zu muss. In der Landwirtschaft lernt man Gelassenheit, eine Pflanze wächst nicht in einem Tag, die Natur hat eigene Regeln, das wichtigste ist, Geduld und Zeit zu haben. Und plötzlich zittern meine Hände, als ich daran denke, wie ich mich die letzten Monate gefühlt habe.
Mittags grillen wir verschiedene Fleischsorten. Ich habe Leute kennengelernt, die fertig mariniertes Fleisch gegrillt haben, auf einem Grill, den sie mit Spiritus angeheizt haben, und dann zum Schluß nochmals irgendwelche Soßen aufs Fleisch gekippt haben. Wir grillen traditionell auf Holzfeuer in einem gemauerten Kamin, das Fleisch wird vorher in Olivenöl eingelegt, mit ein paar Kräutern und einem Hauch Knoblauch, wenn es fertig ist noch kurz gesalzen, basta. Das Einzige was man dann schmeckt, ist das Fleisch. Und natürlich Gemüse, ich liebe gegrilltes Gemüse, Zuchini, Auberginen, Tomaten, Paprika, Fenchel, alles kurz angegrillt, ist ein Traum.
Am Abend kamen Gäste aus dem Süden, mein Papa hat seine Wurzeln auf Sizilien. So haben wir den Nachmittag damit verbracht, die Nudeln zu machen und verschiedene Soßen vorzukochen und Papa war lange im Weinkeller, um seine Familie mit möglichst gutem Wein zu beeindrucken. Unglaublich, aber wir sind tatsächlich so vernünftig, heute etwas weniger zu essen, denn die nächsten beiden Tage werden ziemlich heftig werden. Am Ostersonntag gehen wir zum ersten der beiden Ostermenüs ans Meer, die ganze Familie.
Und dann steht auch noch ein sehr ernstes Gespräch an, denn ich will hierbleiben, ich will nicht mehr zurück nach München.
Ich kann nachvollziehen, wenn Du zuhause bleiben moechtest Die Krämpfe im Bauch mag ich auch nicht mehr. Mein Segen hast Du 😉
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Es scheint dir ja in Italien deutlich besser zu gefallen, aber vielleicht ist München auch „schwierig“, wenn man erst aus einer eher ruhigen und/oder ländlichen Gegend kommt. Aber das du lieber nach Italien zurückkehren möchtest ist doch auch schön. 🙂 Und du weißt jetzt, das unsere deutsche Hektik wohl nichts für dich ist. 😉
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Ich möchte noch eine Ergänzung bzw. Frage anfügen: 🙂
und zwar ist mir gerade neu, das ihr im Prinzip wohl zwei verschieden Polizeien habt, oder? Wo ist denn bei denen der Unterschied?
Und in Deutschland sind nicht alle gegenüber der Polizei so unverschämt, wie es in diesen Folgen gezeigt wird. Meistens sind nur diese Ausschnitte gewählt oder die Leute sind sauer, weil sie erwischt worden sind, obwohl sie sehr wohl wissen, wie sie sich eigentlich hätten verhalten müssen.
viele Grüße aus dem Norden 🙂
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