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Archive for the ‘DAILY’ Category

Musica é – Freitag

… schreibt mir ein netter Follower neulich eine DirectMessage – wir hatten über Italien geschrieben – die mich bewegt hat. Und ich mag ja diese Assoziations-Ketten, die manche Worte auslösen. Ich zitiere mal, was er schrieb: „..oh ja, das Meer, der Sand, die Sonne, warmer Wind, Muscheln, Sonnenbrille, Panama-Hut, Leinenhose, barfuß, offenes Hemd, Dreitagesbart, eine kleine Bar, ein Panini, ein bisschen prosciutto, hach, ich kann Dich verstehen…“
Einer dieser Begriffe ließ mich plötzlich an einen Tag denken, viele Jahre her. Es war ein trauriger Tag. Wir waren am Meer, ganz unten, an der südlichsten Küste Siziliens. Ich saß auf einem Felsen, schaute auf das Meer. Am Horizont ballten sich dunkle, fast schwarze Wolken zusammen, die Sturm und Gewitter ankündigten. Das Wasser wechselte seine Farbe, wie ein Chamäleon, gerade noch strahlend blau wurde es langsam grünlich, schön, zuerst, wie ein Smaragd. Irgendwann hörte das Glitzern auf den kleinen Wellen auf, das Grün wurde dunkler und dunkler. Ich wußte, dass es bald in ein schmutziges grau übergehen würde. Unwetter am Meer erkennt man immer zuerst am Wasser, weil die Strömungsänderungen lange vor dem eigentlichen Inferno die Farbe des Wassers verändern. Ich saß stundenlang auf diesem Felsen, und hörte immer wieder ein Lied. „Musica é“. Nur dieses eine Lied. Immer wieder. Und beobachtete die Farbe des Wassers. Als es fast schwarz war, ging ich heim. Weil ich wusste, dass das Unwetter nicht mehr vorbei ziehen würde. Weil ich wusste, dass der, auf den ich gewartet hatte, nicht mehr kommen würde. Weil ich wusste, dass seine Chance, doch noch gefunden zu werden, mit diesem Unwetter endgültig vorbei war.
Seit einer Stunde sitze ich jetzt hier, höre „Musica é“ in Schleife und denke an diesen Tag.

Musica E'

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Tränen – Dienstag

Der Regen läuft langsam an der Scheibe herunter. Auf dem Schreibtisch stapelt sich Arbeit. Der Rotwein schwappt vom letzten Schluck träge im Glas. Am Rechner läuft Mango, „La Terra degli Aquiloni“ schleife. Meine Augen schauen aus dem Fenster, bleiben am Haus gegenüber kleben. Vermissen die Weite. Den Blick bis zum Horizont. Wo Himmel und Meer verschmelzen. Oder wenigstens den Blick in die weiten, aber sanften Hügel vom Zimmer meiner Kindheit aus. Gefangen, wie damals, in Ravenna, als ich nach wenigen Wochen aus der Stadt geflüchtet bin. Der Schleier, den die Tränen in den Augen machen, deckt sich mit den Schlieren der Regentropfen am Fenster. Der Wein hat sich beruhigt, einen Ölfilm am Glas hinterlassen, der langsam zurück ins Glas sinkt. Alles weint, geht mir durch den Kopf.

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Samstag, 25.2.12

Garnelen aus Aquakultur

Esst ihr gerne Garnelen? Ich liebe sie, in jeder Variation, ob frittiert, vom Grill, zu Nudeln, ich bin verrückt danach. Und selbst in Deutschland bekommt man sie überall. Genial? Nein, Furchtbar! Auf ca. 95% aller Packungen steht „Aus Aquakultur“. Das klingt gut, könnte man meinen. Weit gefehlt. Aquakultur bedeutet, die Garnelen werden gezüchtet, meist in Asien. Während sie heranwachsen wird das Wasser nie getauscht. Damit die Tiere das überleben, werden sie mit Medikamenten vollgepumpt. Sie leben also in einer Brühe aus Fäkalien und Medizin, bis sie „geerntet“ werden. Man hat mal einen Versuch gemacht, und in diese Brühe nach dem Abfischen ein paar Fische geworfen. Diese waren quasi sofort tot.
Nächster Schritt, die Tiere werden irgendwohin geliefert, geschält und dann nach Europa auf den Markt geworfen. Reden wir mal nicht vom ökologischen Unsinn dieses hin und her Transports, reden wir nicht von der Stinkbrühe, die nach einer Saison einfach in die Umwelt abgepumpt wird, da eine zweite Saison in diesem Gift nicht mehr gezüchtet werden kann, reden wir über das Ergebnis. Man taut also diese Garnelen auf. Riecht mal daran. Sie stinken. Ich erlaube mir das mal ganz deutlich zu sagen: sie stinken nach Scheisse. Ja, dieser muffelige Geruch kommt vom Leben in den eigenen Fäkalien. Und natürlich auch von der unterbrochenen Kühlkette, denn gefroren konnten sie ja nicht geschält werden. Ich habe also ein zwischendurch aufgetautes und in Scheisse groß gezogenes Lebensmittel.
Ich weiß, es ist kein Vergnügen, Garnelen selber zu schälen, wenn ich Garnelenspieße grille und vorher 20, 30 oder mehr Tiere schälen muss, je nach Größe, aber es lohnt sich. Riecht man an diesen Tieren, dann riecht man frischen Fisch.
Und wenn ich dann hier in München in Grosshandelsläden die hunderte Meter von Gefriertruhen ablaufe, und fast nie frei gefangene Garnelen bekomme, sondern nur diesen Aquakultur-Dreck, und weiß, dass viele Lokale hier einkaufen, dann kann ich auf den Garnelencocktail oder den Luxus-Salat mit Scampi gut verzichten.
Hab ich euch den Appetit verdorben? Hoffentlich, denn lieber mal auf das eine oder andere verzichten, als diesen Abfall zu essen.

Hat man aber das Glück, fern vom Meer Garnelen aus BIO-Aquakultur oder gar frei gefangene zu bekommen, dann noch ein schnelles Rezept, dass euch in 10 Minuten einen wundervollen Snack zaubert:
Garnelen schälen, im Sieb waschen. Ca. 250 ml Olivenöl in eine Schale füllen, dazu Salz, Pfeffer, italienische Kräutermischung, zwei kleingehackte Knoblauchzehen. Gut umrühren, in die Pfanne, sobald das Öl kocht, Garnelen rein und knapp 10 Minuten braten. Immer wieder wenden, wenn das Öl braun wird die Garnelen auf den Teller, etwas Öl zum auftunken drüber. Dazu Salat oder Weißbrot und ein Glas Weißwein. Ist eine ganz schnelle Vorspeise oder ein kleiner Snack für zwischendurch.

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Mein kleines Haus steht in Italien, direkt am Meer. Es ist winzig, für Deutsche Verhältnisse sogar mickrig. Es ist weiß, also eigentlich ist es weiß, aber egal wie oft man es streicht, es hat immer abgeblätterte Stellen, von der salzigen Luft und vom Sand, den der Wind wie Schmirgelpapier nutzt, um alles alt und abgenutzt aussehen zu lassen. Im unteren Stockwerk ist nur ein Raum, er ist Wohnzimmer, Esszimmer und Küche in einem. Der große Esstisch, eine lange Couch, die Küchenzeile; alles etwas eng, aber gemütlich. Die meiste Zeit im Jahr lebe ich dort eh draußen, es gibt viele Plätze um das Haus herum, so dass man je nach Bedarf Sonne oder Schatten finden kann. Und ich habe einen gemauerten Grill, mit einem Kamin für den Rauch, der bis zum Dach hoch geht.

Oben gibt es zwei Zimmer, in einem schlafe ich, das andere habe ich als Arbeitszimmer eingerichtet. Von beiden Zimmern sieht man direkt aufs Meer, der Strand beginnt ein paar Schritte vom Garten entfernt. Nachts trägt mich das Rauschen der Brandung in den Schlaf, morgens begrüßt mich die Sonne, wenn sie glutrot aus dem Meer taucht. Ich liebe dieses Haus, schon als Kind, als es nur unser Wochenendhaus war, hab ich bereits davon geträumt, einmal ganz dort zu wohnen. Jetzt ist es beschädigt. Durch den strengen Frost der ungewöhnlicherweise auch bei uns Schnee gebracht hat, ist ein Rohr geplatzt und hat ziemlich viel Schaden angerichtet. Ich habe geweint, als ich das erfahren habe, es macht mich traurig.

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Daily: Samstag, 4.02.2012 – Lebensjahre in Zentimetern

Er ist achtzig und sein Leben hat er auf seinen Feldern verbracht. Er zeigt mir seinen Hof, und will wissen, wie wir das in Italien machen. Er versteht mich nicht sehr gut, weil seine Ohren nicht mehr so wollen, ich verstehe ihn nicht so gut, weil mein Deutsch nicht für Dialekte reicht. Aber unsere Herzen sprechen die gleiche Sprache. Dann zeigt er mir den Baum. Dazu deutet er in einem der Ställe auf ein Fenster, es geht zur Nordseite, gleich gegenüber, nicht mal ein Meter, ist eine hohe Mauer. Es ist dunkel in dieser schmalen Gasse, kalt, und nie scheint dort die Sonne. Ich sehe die Spitze eines Tannenbaums, ein paar zartgrüne Ästchen. Vor vielen Jahren, erzählt er, entdeckte er dort unter dem Fenster ein kleines Tannenbäumchen, nur ein paar Nadeln, ein paar Zentimeter hoch. „Ich habe mir vorgenommen, so lange zu leben, bis das Bäumchen so hoch ist, dass ich es von hier drin aus sehen kann. Jetzt, wo es soweit ist, ist jeder Zentimeter mehr ein Geschenk.“ Er lächelt dabei, zufrieden. Ich wünsche ihm noch viele Zentimeter.

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Freitag, 03.02.2012. – Offline-Tweets
Ich bin auf einem alten Bauernhof in Franken, ca. 400 Jahre alt, ein abgelegenes Haus mitten im Nichts. WLan kennt man hier nicht, das Handynetz schwankt, alle paar Minuten hat man für ein paar Sekunden Edge, 3G findet nicht statt. Zusätzliche Hürde, man muss im ersten Stock in einem bestimmten Zimmer am Fenster sein, um überhaupt diesen kurzen Korridor in die virtuelle Welt zu bekommen. Also schreib ich eben Offline-Tweets. Einzige Bedingung, ich werde sie nicht nochmal überarbeiten. Was ich schreibe, bleibt, ganz so, als wäre der Tweet gepostet. Nur die 140 Zeichnen zähl ich nicht genau ab.

 

Nach 6 Stunden endlich da, in der Zeit fahr ich fast nach Hause, heute hat’s gerade für 280 km nach Norden gereicht.

 

Ich bin so geladen, dass ich fast platze. Stau ohne ende, Jeans von einem Kind mit Saft eingesaut. Aber ich benehme mich natürlich vorbildlich.

 

Julia kennt mich, ich kann kaum zweimal blinzeln, da werde ich von ihr schon mit einem Glas Rotwein ruhig gestellt. Hach! ❤

 

Schiele ständig unauffällig abwechselnd auf Handy und iPad. Die Anzeige „Kein Netz“ macht mich wahnsinnig.

 

-14 Grad, unisoliertes Haus, Julias Zimmer hat keine Heizung, meins schon. Biete ihr einen Platz in meinem Doppelbett an. Sie wird rot. Das beunruhigt mich etwas.

 

Sehe in den Nachrichten Bilder von Rom, seit 26 Jahren schneit’s dort mal wieder etwas. Schulen haben geschlossen. Ich könnte kotzen.

 

Bin auf der Couch eingeschlafen, das Feuer ist runtergebrannt und alle anderen schon im Bett. Blick auf die Uhr: erst 23.00 Uhr. WTF

 

Das Schlafzimmer war seit meinem letzten Aufenthalt wohl nicht mehr benutzt. Die Matratze fühlt sich an wie ein Eisblock.

 

Aha, erst lachen, dass ich meine Monsterdecke mitnehme, sich dann aber drunterlegen. Mir egal, ich schlüpfe mit dazu. Julia glüht wie ein Ofen. Endlich warm 😉

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Shine On

Shine On
… zwei Jahre konnte ich das Album nicht hören. „Ich höre es schleife“ hattest Du geschrieben, und es mir dann über skype geschickt. Du hast es geliebt. Ich hab es einmal gehört damals, mir gefiel es nicht. Aber jetzt, wo ich weiß, was es Dir bedeutet hat, klingt es völlig anders. Zwei Jahre hab ich es nicht gespielt. Ich sehe Dich sitzen, an Deinem Laptop, wie immer. Ein Leben Online. Ich seh Dein Gesicht, wie Du immer gespannt auf den Bildschirm schaust, ein Bild, dass ich immer in mir habe, immer wenn ich zu Dir kam. Zwei Jahre, solange habe ich gebraucht, bis ich es hören konnte. Ich höre es für Dich, Bea, ich weiß, das würde Dir gefallen. Musik aus der cloud, und ich hoffe, Du fühlst den Rhythmus, auf Deiner Wolke. Du weißt, ich werde Dich nie vergessen, auch wenn die Tränen weniger werden. Shine On.

shine on

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…heute hatte ich ein endlos Meeting in der Innenstadt von München. In der Pause bin ich ein wenig raus gelaufen. Mich langweilen Sehenswürdigkeiten, ich will die kleinen Nebenstraßen, die engen Gassen, die wie ein Labyrinth immer tiefer ins innere der Stadt führen, die so eng sind, dass der Entgegenkommende sich zur Seite drehen muss, die düster sind und in denen deine Schritte von den alten Mauern zurückgeworfen werden, die dir einen wohligen Schauer geben, wenn sich in den Hall deiner Schritte plötzlich die eines Fremden mischen. Diese sich immer weiter verzweigenden kleinsten Gefäße des Straßennetzes, in dem du meinst, die Geschichte aus längst vergangenen Jahrhunderten heraus zu hören. Das ist es, was ich in jeder Stadt suche, das mich magisch anzieht, mich in seinen Bann schlägt. Und dann plötzlich wieder im Trubel zu sein, zurück im Lärm, bei den fotografierenden, schwätzenden gehetzten Touristen. Und dann lächeln, weil sie die wahren Kleinode nie entdecken werden…

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Dienstag, 31.01.2012
…hatte mir heute morgen eine harte Tour vorgenommen, viele Steigungen, wenig Abfahrten. Nach 30 Minuten war ich so fertig, dass ich meine Beine kaum noch zwingen konnte, weiter zu machen. Die Musik aus den Kopfhörern war nicht mehr laut genug, das pulsierende Dröhnen in den Ohren zu übertönen. Dabei hatte ich das schlimmste Stück noch vor mir. Ich musste die Übersetzung ganz hoch schalten und es war fast unmöglich, weiter zu treten. Aber ich konnte den Sommer riechen, die gnadenlose Sonne auf mir fühlen und die flirrende Hitze trotz allem geniessen. Als der Timer mich nach 60 Minuten endlich in den cooldown schickte, tauchte ich langsam zurück, aus meiner Phantasiewelt, starrte auf die triste Kellerwand, verdammte den elenden Stepper und warf einen wehmütigen Blick auf das Rennrad. Bald, bald ist es soweit, bald darf ich wieder raus, in die Natur, zurück zu echtem Training…

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Montagsblues

Ich kannte ja den Montagsblues aus Italien nicht, etwas, was ich erst in Deutschland kennengelernt habe. Erst war ich erstaunt, was alle mit diesem Montag haben, dann merkte ich auch langsam die ersten Symptome. Schlechte Laune schon am Sonntag Abend, flattrige Hände am Montag morgen, ein ziehen im Magen, eklig. Es gibt ja diesen tollen Rat, stell Dir Deinen Chef nackt auf dem Klo vor, dann hast Du keine Angst mehr vor ihm. Manchmal habe ich den Eindruck, da gibt es Menschen, die hecken übers Wochenende böse Pläne aus, die sie dann Montag vormittag auf uns los lassen. Wie auch immer, ich habe beschlossen, diesen Montagsfrust nicht mehr mit zu machen. Ich fange bewusst später an zu arbeiten und versuche früher auf zu hören. Das macht den Tag kurz und die Vorfreude auf den Abend gross.
Und, nicht dass ihr jetzt denkt, ich stell mir den Montag auf dem Klo vor, keine Angst, nein. Aber ich stell ihn mir als kleinen süßen Fratz vor, der ganz verängstigt ist, weil ihn alle so hassen 🙂
Und langsam fange ich an, ihn wieder zu mögen, den kleinen Schlingel…

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